Beschreibung
Germano Almeida ist der bekannteste Autor der kapverdischen Inseln. In seinem 2018 erschienenen Roman »Der treue Verstorbene« präsentiert er uns einen satirischen Blick auf seine Heimat, auf eine postkoloniale Gesellschaft, die sich inzwischen als moderne Demokratie versteht, eine der wenigen in ganz Afrika. Auslöser der Geschichte ist die Ermordung des berühmtesten Schriftstellers der Inseln, der unmittelbar vor der Präsentation seines lang erwarteten neuen Buches von seinem besten Freund erschossen wird.
Was wie ein Krimi beginnt, nimmt jedoch bald einen weitaus spannenderen Weg. Almeida entfaltet das durch den Mord ausgelöste opulente Geschehen, von der Aufbahrung des Toten im Palast des Volkes bis zum Staatsbegräbnis mit Präsident, Premier und anderer Prominenz. Gleichzeitig erzählt er von der Freundschaft der beiden Männer sowie in die Vorgeschichten der anderen beteiligten Personen, besonders der zwischen ihnen, dem Toten und seinem Mörder, stehenden Frau.
Mit leichter Hand und viel Freude am Erzählen schreibt Almeida über deren Leben auf den Inseln, in Afrika oder in Lissabon und bietet so auch eine Geschichte der Kapverden. Leserinnen und Leser dürfen sich auf eine schöne, erkenntnisreiche Entdeckung freuen.
Portugal ist Gastland er Leipziger Buchmesse 2021. Schon im Vorfeld, im Herbst 2020, werden der Autor und sein Buch eine wichtige Rolle spielen (Lesungen, Pressekonferenzen etc).
Leseprobe:
Es war für alle Welt völlig überraschend gekommen, also hatte auch niemand versucht, zu verhindern, dass der bekannteste und meistübersetzte Schriftsteller der Inselgruppe nur wenige Augenblicke vor dem Beginn der Präsentation seines, wie sich nun herausstellte, letzten Buches ermordet wurde. Das große Auditorium quoll an dem Tag geradezu über vor Leuten in Feierlaune, Fans und anderen Neugierigen, ungeduldig in der Erwartung eines Autogramms in das schon weithin gefeierte Buch, das sie zu kaufen beabsichtigten. Niemand wäre also auf den Gedanken gekommen, ein solches Ereignis, stets mit allgemeiner und sehr großer Spannung herbeigesehnt, würde so unerwartet wie grausam enden, vor allem in Anbetracht der hochrangigen, am Ereignis teilnehmenden Personen.
An dem Nachmittag hatten sich weit mehr Geladene und auch völlig Fremde versammelt, als bei Buchvorstellungen in Mindelo üblich, obwohl es gewissermaßen auch Gründe gab für diesen verhältnismäßig gigantischen Menschenauflauf. Es war zum einen nun gut ein Jahrzehnt her, dass der schöpferische, stets wortgewandte Schriftsteller mit einem Mal aufgehört hatte zu veröffentlichen und seine Leser, die Anfangs noch eine Zeitspanne, die sie als Sabbatical einstuften, zu akzeptieren bereit waren, bald dazu übergegangen waren, sich unverhohlen zu beschweren.«
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