Kleine Abschiede. 1935 – 1937: Berlin, Kopenhagen, Kalifornien

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Berggruen, Heinz

112 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag

Mit einem Vorwort von Klaus Harpprecht

Artikelnummer: ISBN 978-3-88747-191-0

Beschreibung

Heinz Berggruen, Volontär einer jüdischen Wochenzeitung in Berlin, wartet 1935/36 auf die Ausreisegenehmigung in die USA, um in Kalifornien zu studieren. In dieser Zeit schreibt er neben den journalistischen Routinearbeiten kurze Skizzen und längere Feuilletons, in denen er das, was ihm besonders nahe ist, festhält…

Heinz Berggruen, Volontär einer jüdischen Wochenzeitung in Berlin, wartet 1935/36 auf die Ausreisegenehmigung in die USA, um in Kalifornien zu studieren. In dieser Zeit schreibt er neben den journalistischen Routinearbeiten kurze Skizzen und längere Feuilletons, in denen er das, was ihm besonders nahe ist , festhält: Beobachtungen über Orte in seiner Stadt, über die Gewohnheiten und Besonderheiten ihrer Menschen, über Bücher und Bibliotheken, über Erwartungen an ein neues Land. Gleichzeitig stellt er die Frage, wie er sich als Jude in einer zunehmend aggressiven Umgebung verhalten soll, und nähert sich behutsam einer ihm bis dahin unbekannten Religiosität. Ende 1936 verlässt er Berlin, noch ohne amerikanisches Visum, bleibt einige Monate in Kopenhagen, bis er dann endlich Anfang 1937 über Le Havre, New York und dann über den Panama-Kanal nach Kalifornien reisen kann. Auch in dieser Zeit entstehen spannende Texte, die er nach Berlin schickt: über dänische Toleranz, über seine Ankunft in Amerika, über amerikanische und deutsche Mentalität und die Neugier auf ein anderes Leben.

Die hier versammelten Texte wurden von Gylfe Schollak herausgegeben.

 

Pressestimmen

Perlentaucher Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung
Zu behaupten, mit diesem Büchlein Heinz Berggruen als Journalisten zu entdecken, wäre vermessen, meint Christoph Bartmann, schließlich sei Berggruen als Journalist längst entdeckt und seine Feuilletons und Reportagen in zwei Bänden bereits zusammengetragen. Die in diesem Band eingefangenen Skizzen zeigen den jungen Journalisten Berggruen, der für die berühmte Frankfurter Zeitung Feuilletons unter einem Kürzel schrieb, weil er als Jude schon nicht mehr mit vollem Namen kennzeichnen durfte, zeigen den angehenden Journalisten, der bei der Zeitschrift des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) volontierte und dort »beinahe gelehrte Beiträge« schrieb, und sie zeigen den Abschied nehmenden Reporter, der auf dem Umweg über Kopenhagen in die USA auswanderte. Besonders Berggruens Artikel für das Feuilleton der Frankfurter Zeitung charakterisieren ihn als würdigen Vorläufer der Berliner Seiten der FAZ, schwärmt Bartmann: Wie wär’s mit einer Typologie der Berliner Bahnhöfe, lockt er die Leser, oder einer kritischen Unterscheidung von Havel und Spree? Berggruen erwies darin, lobt Bartmann, einen ausgeprägten Hang zum Unspektakulären. Seine spektakuläre Karriere als Kunstsammler war damals noch nicht anvisiert. Nach dem Krieg kehrte Berggruen nach Europa zurück, fügt der Rezensent hinzu, ließ sich aber in Paris nieder, wo er seine große Kunstsammlung aufbaute.
10.8.2004

Perlentaucher Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau
Heinz Berggruen hat seiner Heimatstadt Berlin eine tolle Kunstsammlung vermacht: „Picasso und seine Zeit“, und das, obwohl er 1936 aus den nationalsozialistischen Deutschland emigrieren musste. Berggruen versuchte sich anfangs als Journalist; Yaak Karsunke weist in seiner Besprechung der frühen Artikel Berggruens darauf hin, dass hier eine vielversprechendes Talent aus politischen Gründen eine andere Berufslaufbahn einschlagen musste. Berggruen brauche den Vergleich mit Feuilletonisten seiner Zeit nicht zu scheuen, schreibt Karsunke. Er besaß einen ebenso „liebevollen wie unbestechlichen Blick“, bescheinigt der Rezensent seinen in der Frankfurter Zeitung erschienenen Feuilletons, die so klassische Themen wie Berliner Bahnhöfe, Automaten oder die Telefonzelle abhandelten. Am besten gefällt Karsunke das montierte Stadtporträt „Berlin im Schulaufsatz“, wo er Oberschüler verschiedener Altersstufen zu Wort kommen ließ. Der Band enthält auch Artikel, die Berggruen für die Zeitschrift des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens schrieb, sowie zwei Texte, die seine Ankunft in Kalifornien schildern: unvoreingenommen und neugierig, meint Karsunke, und vor allem frei von Sentimentalitäten.
14.7.2004