Mein Schützling

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18,00 

Jürgen Theobaldy

96 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

Eine brillante, spannende, gelegentlich spöttische Novelle über einen grandiosen, etwas exaltierten Dirigenten, mit vielen Einblicken in den manchmal triumphalen, manchmal auch grausamen Musikbetrieb.

Artikelnummer: 978 3 88747 397 6

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Categories: Belletristik, Erzählung, Roman

Beschreibung

»Es geht um eine teilnehmende Beobachtung, um die kleinen sprechenden Details, aus denen eine ganze Haltung zum Leben herausschauen kann.«
Deutschlandradio Kultur

Im Mittelpunkt der Novelle steht ein junger Dirigent, der mit seiner Leidenschaft das Publikum einerseits glücklich jubeln lässt, andererseits zu »Ausrastern« neigt, bei denen er seine Orchester oder einzelne Künstlerinnen oder Künstler mit übelsten Beschimpfungen überzieht.
Nur sein Agent scheint zu wissen, wie man ihn zu nehmen hat, den empfindlich auf sich selbst bezogenen, in seinen öffentlichen und privaten Auftritten unberechenbaren Künstler. Der Agent lässt sich kein Treffen mit seinem geliebten, aber anstrengenden Schützling, in einer abgelegenen Pizzeria in Zürich, zwischen Konzerten oder Aufnahmen, entgehen, kein spöttelndes Gespräch über die Welt der klassischen Musik und ihre »Solitäre«. Als auch zwischen den beiden eine heftige Verstimmung aufzieht, beendet eine unerhörte Begebenheit ihre Verbindung.. Die Novelle mutiert beinahe zum Krimi und findet auf dem geheimnisvollen Gottesacker von Grindelwald nur scheinbar ihr Ende.

Leseprobe:
Was an ihm nagte: Er war ausfällig geworden, hatte von einem Scheißhaus gesprochen, das er schon von dort kenne, woher er angereist sei, und hatte somit gleich zwei Häuser schwer beleidigt. Nicht dass sein Gastspiel geplatzt war, erschütterte ihn, nicht der Auslöser für seinen brüsken Abgang, auch nicht das absolut fehlende Gespür seines Gegenübers für die unausschöpfliche Größe von Puccinis Oper, den reinen Schmelz dieser Musik, es war die Art, wie er ausgerastet war, wie er, einmal aus der Fassung, unter sein Niveau geraten war. Das Wort Scheißhaus jagte ihm noch hier, halb verloren im Abteil erster Klasse eine flammende Röte bis hinter die Ohrmuscheln, die Knie fühlten sich weich an von dem Beben, das seinen Körper durchzog, sobald er an den Moment dachte, an dem er nach der ganz unzulänglichen Probe im Zimmer des Intendanten gesagt hatte, wenn es so sei, dann sei er auf der Stelle weg. Die Antwort des Intendanten, ob bloß reflexhaft, ob durchdacht: Dann sind Sie halt weg, hatte ihn zum Unterlegenen gestempelt, ihn, der im kleinen Finger mehr musikalisches Empfinden hatte als dieser Intendant mit beiden Händen ausdrücken konnte und sollte ihm der Gott des Mitleids je sechs Finger schenken.

 

Pressestimmen

WDR3 Gutenbergs Welt  Manuela Reichart
Ein besonders musikalisches Buch möchte ich Ihnen empfehlen: Jürgen Theobaldy »Mein Schützling«. …Nur sein Agent kann mit dem unberechenbaren Dirigenten umgehen und aus dessen Perspektive wird die Künstlernovelle fein instrumentalisiert und mit großer Kenntnis des Musikbetriebs erzählt. Theobaldy zeichnet mit ebenso großer Genauigkeit wie Diskretion seine beiden Protagonisten.
8.7.2023
Mehr hören Die Empfehlung finden Sie am Ende des Beitrages

MDR Kultur  Ulrich Rüdenauer
Die Novelle ist hochkonzentriert, sie liefert detaillierte Einblicke in einen umkämpften Markt, in dem es nicht allein um Können geht, sondern auch um Images und Aura und die Inszenierung des Genialischen. Dabei hat Theobaldys Prosa selbst etwas Musikalisches. Weit ausschwingende Sätze, die einen Sog entwickeln, sanfte arabeske Melodielinien.
7.7.2023
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Der Bund Alexander Sury
Theobaldy erzählt ungewöhnlich intensiv und gleichzeitig diskret. Es ist ein faszinierender Text und ein sehr genaues Porträt eines Musikers. Man merkt, dass Theobaldy ein großer Kenner des Musikbetriebs und der Musik ist. Alles wird auf eine sehr schöne Weise erzählt, es ist wie hingetupft und es macht großen Spaß das Buch zu lesen, auch wenn man keine Musikkennerin ist. Denn Theobaldy verwebt die Fäden so spannend, dass fast ein Krimi daraus wird.
11.5.2023
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rbb Kultur Manuela Reichhardt
Theobaldy erzählt ungewöhnlich intensiv und gleichzeitig diskret. Es ist ein faszinierender Text und ein sehr genaues Porträt eines Musikers. Man merkt, dass Theobaldy ein großer Kenner des Musikbetriebs und der Musik ist. Alles wird auf eine sehr schöne Weise erzählt, es ist wie hingetupft und es macht großen Spaß das Buch zu lesen, auch wenn man keine Musikkennerin ist. Denn Theobaldy verwebt die Fäden so spannend, dass fast ein Krimi daraus wird.
24.4.2023
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Die Welt Hans Christoph Buch
Die Lektüre ist ein Muss – schon deshalb, weil Theobaldy zu großer Form aufläuft und sich frei schreibt von jeglichem Ballast. (Dass er sich, ohne Aufhebens davon zu machen, als profunder Kenner klassischer wie moderner Musik erweist, sei nur am Rande, in Klammern vermerkt.)
2.4.2023

Mannheimer Morgen Thomas Groß
… erzählerisch genau und mit hohem Stilempfinden. Theobaldy schreibt über die Grenzen des Erzählens und der Sprache … diese Novelle ist ein Abgesang auf die Hochkultur, die einen ständigen Niedergang diagnostiziert – die große Namen längst verstorbener Künstler idealisiert und darüber die Gegenwart des Lebens zu verpassen droht. Und es passiert noch mehr, das man am besten selber liest in diesem schönen Buch, das auch mit den Finessen der Ironie souverän zu verfahren weiß…
7.3.2023
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