Beschreibung
»Die Aura von Ahrenshoop, ihr unverwechselbares Gewebe aus Natur und Kunst – einschließlich Lebenskunst.«
Ahrenshoop blieb im Vergleich zu den mondänen Ostseebädern auf Rügen oder Usedom lange das Fischerdorf, geheimnisvoll, eigenwillig und weit weg vom Rest der Welt. Daran ändert sich auch nach Gründung der Künstlerkolonie wenig. Ein Reisebuch von 1920 beschreibt die Anreise über den Bodden so: »War’s auch keine Amerikafahrt, so war doch die Erwartung nicht weniger bedeutend wie bei einer Reise über das große Wasser.« Und die Erwartungen, so unterschiedlich sie waren, wurden selten enttäuscht. Albert Einstein lernte dort »das Pfeifen auf die so genannte Welt«, George Grosz genoss Ende der zwanziger Jahre, dass Ahrenshoop im Gegensatz zu den anderen Ostseestränden nicht mit hakenkreuzbeflaggten Sandburgen bestückt war, Lyonel Feininger war so von der Atmosphäre und dem Licht begeistert, dass er noch im Exil in New York Bilder von der Ostsee malte. Und auch das macht Ahrenshoop aus: die Gäste, ob Künstler, Schriftsteller, Theaterleute oder Naturliebhaber, brachten ihre Lebensgeschichten mit und trugen umgekehrt ihr Bild von Ahrenshoop in die Welt: das Internationale wurde dörflich – das Dörfliche international.
Kristine von Soden durchstreift die Landschaft zwischen Meer und Bodden, stellt berühmte Gäste vor (ohne das übliche name dropping), zitiert aus alten Reiseführern und sammelt ausgefallene Fotos – immer auf der Suche nach der besonderen Ausstrahlung von Ahrenshoop: »Was flüstert das Boddenschilf, wie schmeckt Ostseehimmelblau?«
Leseprobe:
»Seit Frühjahr 1905 pflegen die Familien Feininger und Berg gesellschaftlichen Kontakt. Dabei lernen sich auch Julia Berg und Lyonel Feininger kennen. Und mögen sich auf Anhieb. Ihr »Liebessommer« vom 24. Juli bis 25. August wird insofern kaum ein Zufall gewesen sein, eher eine heimliche Verabredung , sich an der Ostsee näher zu kommen. Neben Strandwanderungen, Baden in den Ostseewellen, Bootstouren und dem Austausch ihrer zahlreichen Zeichenskizzen etwa vom Küstenwald, ihrem »Wald der Versuchung«, bot sich zum Alleinsein ein Ausflug nach Ribnitz an – einschließlich Übernachtung (in getrennten Zimmern) im Hotel Kaiserhof unweit der backsteingotischen Marienkirche, deren Turmspitze früher als Seezeichen gedient hat. »Findetage« lautet die poetische Wortschöpfung, mit der Julia und Lyonel ihren Aufenthalt an der Ostsee zeitlebens beschwören. »Es war eben so schön, wie man nur einmal in seinem Leben etwas erleben kann«, schreibt Julia in einem Herbstbrief 1905 an ihren späteren zweiten Ehemann. Sein postwendendes Echo: »Der Sommer, und die See, und die Liebe!«
Pressestimmen
Mitteldeutsche Zeitung Kai Agthe
Ahrenshoops Aura: Von Albert Einstein bis Anna Seghers: Kristine von Soden porträtiert das
einstige Fischerdorf und Persönlichkeiten, die sich hier zur Sommerfrische aufhielten und erinnert damit an über 100 Jahre Kulturgeschichte, die in dem Ort geschrieben wurde … Das Buch werden alle Leser mögen, die zu einem früheren Zeitpunkt bereits in Ahrenshoop waren – und all jene lieben, denen es in diesem Jahr coronabedingt verwehrt war, Ahrenshoops Aura genießen zu können.
19.8.2020
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Ostsee Zeitung
Eine Hommage: 160 Seiten voller Liebe zum Künstlerort. Ungewöhnlich schön … ein Reisefeuilleton, das die Musik durchzieht.
30.7.2020
Jüdische Allgemeine Frank Keil
»Ahrenshoop« ist ein leichtfüßiges, aber nie schwatzhaftes und vor allem ein exquisit literarisches Lesebuch, das sich Zeit nimmt, durch die Zeiten mitsamt seinen vielen Geschichten über jüdische Autoren zu schlendern – passend garniert mit wunderbar altmodischen Schwarz-Weiß-Fotos, die einen der Grellheit unserer Tage entheben. Und wenn es einen nach der Lektüre real nach Ahrenshoop verschlagen sollte: Verkehrt ist das sicher nicht.
27.7.2020
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Die Welt, Literarische Welt Mara Delius
Judge a book by its cover…
10./11.7.2020