Beschreibung
Was erzählt uns das Haus? Es erzählt von einem turbulenten, schrecklichen halben Jahrhundert, von der wilhelminischen Zeit bis zum Sommer 1945, als in Berlin die Uhren auf die Moskauer Zeit umgestellt wurden. Von seinen berühmten oder eher unbekannten Bewohnern, von Trauer und Freude, Erfolg und Misserfolg, Bedrohung, Verfolgung und Gewalt, Flucht und Tod. Umbrüche, die sich auf höchst unterschiedliche Weise in ihrem Leben widerspiegeln.
Die Autoren haben diese Lebenswege genau recherchiert, Akten eingesehen in zahlreichen Archiven, in Nachlässen noch nicht veröffentlichte Dokumente und Erinnerungen gefunden, Nachkommen interviewt und lassen so das Haus Mommsenstraße 6 zu einem lebendigen und spannenden Haus deutscher Geschichte werden.
Pressestimmen
Ärzte Zeitung Stephan Thomaier
»Spiegelbild deutscher Geschichte. – Sie suchen ein außergewöhnliches Buch? Voilà, hier ist es: Sie erleben das Leben der Menschen in diesem Haus es ist ein Spiegelbild deutscher Geschichte. … Vom schönen bürgerlichen Schein im Kaiserreich, von der ambivalenten Weimarer Republik, die um ihr Überleben kämpft, vom entfesselten und verrohrten Nationalsozialismus, der jüdische Kultur und jüdische Bevölkerung vernichtet, und von der Alleinherrschaft der Roten Armee.
5.12.2024
Berliner Morgenpost Volker Blech
In ihrem faszinierenden Buch zeichnen die Zeithistoriker die Lebenswege einst bedeutender Hausbewohner von der Jahrhundertwende bis zum Sommer 1945 nach. Sie wurden verfemt, vertrieben, ermordet, dem Vergessen anheimgegeben. Es gälte, sie wiederzuentdecken. Und: Sie lebten mit Tätern und Profiteuren unter einem Dach.
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7.9.2024
info-netz-musik Peter Sühring
Die Geschichte eines solchen kultivierten Hauses zu schreiben, in der zudem erzählt wird, wie jene Lebensweise auch früher schon gefährdet war, nämlich dann, wenn sich Teile der Elite mit dem Mob verbündeten und Teile des Bürgertums, besonders solche jüdischer Herkunft, der Verfolgung und Vernichtung ausgesetzt wurden, ist heutzutage, wo wieder die Reste bürgerlichen Anstands zu zerbröseln drohen, besonders interessant und wichtig. … Auch das Haus Nummer 6 in der Berliner Mommsenstraße kann nicht selbst erzählen, es kann bestenfalls bei Menschen, die es anschauen, betreten oder darin wohnen, wie die Autoren des vorliegenden Buches, Fragen aufwerfen, wie es sich hier mit wem wohl einmal gelebt haben könnte, welche Schicksale sich hier zutrugen. Diesen Fragen nachgegangen zu sein und sie aus heutiger Sicht bestmöglich beantwortet zu haben ist das große Verdienst dieser Hausgeschichte, von berufsmäßigen Kulturhistorikern geschrieben, die ihr Handwerk verstehen. … Das Autorenpaar setzt einen gewinnenden literarischen Trick ein und lässt den Leser zusammen mit den ersten und späteren Bewohnern jeweils in das Haus einziehen, um die jeweils als neu erfahrene Wohnsituation und Lage in den einzelnen, sehr verschieden gebauten Wohnungen zu beschreiben und zu charakterisieren, um dann die Taten, die Werke und Betätigungen der eingezogenen Leute zu schildern. Unter ihnen gab es viele Theaterleute, Kritiker, Künstler und hohe Beamte, nach 1933 auch hochrangige Verbrecher des Nazireiches. Uns interessieren hier die Musiker. … Albert Gessners „Mommsenschlösschen“, mit seiner verwinkelten inneren Architektur, seiner idyllischen naturnahen Bebauung, so wie es Baumann und Saam mit all seinen kontrast- und spannungsreichen historischen Verwicklungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in diesem reich bebilderten, chronologisch erzählten Bericht vorgestellt haben, steht für etwas anderes: für das Gefährdetsein und die Verführbarkeit bürgerlichen Geistes, denn das Beklemmendste an diesen Schilderungen ist der schleichende Übergang, das langsame aber zähe Einsickern antihumaner Gesinnungen mitten hinein in eine scheinbar gesicherte kunst- und kulturaffine, gewaltfreie Existenz.
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25.8.2024
Tagesspiegel Andreas Conrad
Entstanden ist eine Erinnerungstour durchs Berlin der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, um Verlorenes gegenwärtig zu machen, den Menschen eine Stimme zu geben, ein Gesicht. Und dies nicht nur Gefeierten wie Blech, sondern ebenso zu Recht Vergessenen wie dem 1943 in die Mommsenstraße 6 gezogenen Heinrich Molsen, Ministerialdirektor im Reichsministerium des Inneren, dazu SS-Hauptsturmführer im Reichssicherheitshauptamt. Das Autoren-Duo hat sich durch eine Fülle von Archiven, Nachlässen, Primär- und Sekundärliteratur etc. gegraben, auch Nachfahren früherer Bewohner befragt. Selbst Dokumente wie das wohl einzige noch existierende Exemplar von »Der Mommsen-Nazi«, des Mitteilungsblatts der NSDAP-»Sektion Mommsen«, wurde ausfindig gemacht.
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22.8.2024