Beschreibung
Ein nackter Mann liegt mit einer Geranienblüte im Haar tot vor einem Wohnhaus. Als Kommissar Goster die Wohnung stürmen will, aus der der Mann vermutlich gefallen ist, wird durch die geschlossene Tür geschossen. Ein Kollege ist tot, Goster erleidet einen Herzinfarkt und kann sich an nichts mehr erinnern. Als die Wohnung schließlich aufgebrochen wird, ist sie leer, keine Spur von einem Täter, nur die Pistole liegt einsam auf dem Fußboden. Hat der Schuss sich von selbst gelöst?
Goster, ein stoischer, zum Philosophieren neigender Ermittler (»Es gibt keine Zufälle, es gibt nur Ereignisse.«) und seine eher pragmatische Assistentin stoßen in ihren Recherchen auf eine rätselhafte Schöne, die mit einem Immobilienmakler liiert ist und in einer »Bewegung nackte Wohnung« per Internet riskante Sex-Dates vermittelt. Ist sie die Täterin, hat sie auf Goster geschossen? In vielen skurrilen und abenteuerlich-komischen Szenen entblättert sich der Fall, nicht ohne Unterstützung von Gosters türkischer Putzhilfe Ayse, die ihn in irritierende Gespräche über den Krieg der Waffen gegen die Menschen verwickelt.
Leseprobe:
Goster wurde am zweiten Jahrestag der Trennungsfahrt von Italien-Hilde in die Arnoldstraße gerufen. Die Bereitschaftspolizei hatte dort einen Toten entdeckt, der nackt im Frühlingsgarten lag, ausgestreckt zwischen wilden und gepflanzten Narzissen. Die Narzissen hatten hälftig gelbe Blüten, die anderen beinahe schneeweiß, was Goster erfreute.
»Er ist wahrscheinlich aus dem dritten Stock gefallen.«
Goster blickte skeptisch nach oben, weil alle Fenster der Vorderfront verschlossen schienen.
»Er hat eine rote, geknickte Geranienblüte im Haar. Dieses Fenster besitzt als einziges Geranienblumenkästen und die Pflanzen sind auch frisch abgeknickt, vielleicht von ihm da. Oben waren wir noch nicht.«
Die Polizistin, die diese Informationen übermittelte, hatte ein rundes, waches Gesicht und zeigte hinauf.
Goster dachte: ›Sie gehört zu jener Art Frauen, die jeden Satz zuerst genauestens abwägen, ehe sie ihn laut aussprechen, deshalb, weil jeder Satz im Gesamten auch Auskunft über die Sprechende gibt. Sie hätte Jura studieren und seine Vorgesetzte werden können, aber das ist sie nicht geworden, sondern nur eine kluge Bereitschaft im Dienst.‹
Goster dankte, schritt durch die offene Haustür über eine Holztreppe nach oben in den dritten Stock. Ein dicker Polizist trat, nach drei Klingelversuchen, die Wohnungstür ein. Die Wohnung war leer. Goster ließ den Dicken vorausgehen. Ein Gefühl bemächtigte sich seiner, das er später in Worten schlecht wiedergeben konnte. Er beschrieb dieses Gefühl dem Staatsanwalt so: »Aus einem bösen Traum erwachen wollen und es nicht können.«