Kap Herzstein. Die Geschichte von Nita Kakot Amundsen, Camilla Carpendale und Roald Amundsen

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20,00 

Ytreberg, Espen

208 Seiten, gebunden, 50 historische Abbildungen

Aus dem Norwegischen von Frank Zuber

Ein kluges, aufregend erzähltes Buch über das extreme Leben und Überleben im Eismeer, über koloniales Denken, Vorurteile, überraschende menschliche Bindungen – und über Vertrauen und Verrat.

Artikelnummer: ISBN 978-3-88747-372-3

Beschreibung

Zum ersten Mal wird hier erzählt, wie und warum der weltberühmte Seefahrer und Polarforscher Roald Amundsen zwei Mädchen aus einer nordostsibirischen Tschuktschen-Siedlung adoptierte, mit ihnen auf Weltreise ging und sie dann wieder nach Sibirien zurückschickte.
Auf seiner letzten Schiffsexpedition in Richtung Nordpol (1918-1921) mit dem Dreimaster »Maud« steckt Amundsen drei lange Winter hintereinander im nordsibirischen Eis. Um zu überleben, geht die Mannschaft auf Jagd, findet im Hinterland verarmte Eingeborenensiedlungen, tauscht Felle und Schlittenhunde.
Einer der Eingeborenen schlägt sich bis zur »Maud« durch, darf an Bord arbeiten, geht dann in seine Siedlung zurück, holt seine vierjährige Tochter, um sie vorm Verhungern zu retten – und sie bleibt bei Amundsen. Kurz danach folgt ein zweites, zehnjähriges Mädchen, Tochter einer sibirischen Mutter und eines australischen Goldsuchers – auch sie bleibt an Bord, und beide werden von Amundsen adoptiert. Zunächst noch auf dem Schiff, dann auf langen und lukrativen Vortragsreisen durch Nordamerika und Europa präsentieren sich die Drei in den nächsten Jahren wie eine kleine exotische Familie. Die Mädchen lernen Norwegisch, gehen in Oslo zur Schule, haben dort Freunde. Und plötzlich entscheidet sich Amundsen, die beiden Mädchen gegen ihren Willen nach Sibirien zurückzuschicken…

Leseprobe:
Amundsen führte auf der »Maud« regelmäßig Tagebuch. Als die vierjährige Nita an Bord gebracht wurde, wurde sie Teil dieses Tagebuchs. Die Sätze über sie klingen besorgt; sie unterscheiden sich stark von den nüchternen Einträgen Amundsens über das Wetter, das Eis und andere praktische Dinge, so als ob das Mädchen einen besonderen Platz abseits der Schiffsbesatzung gehabt hätte. Offenbar wuchs zwischen den beiden auch eine echte Zuneigung. Im Tagebuch heißt es einmal, dass Amundsen sie dazu brachte, ihn »Bettepappa« zu nennen.

Amundsens Begleiter Harald Ulrich Sverdrup schrieb in seinen Erinnerungen: »Es war rührend, welche Hingabe sie gegenüber Kapitän Amundsen an den Tag legte. Jeden Morgen machte er einen Spaziergang von einer knappen Stunde, und wenn er dann losging, tapste dieses kleine, in Felle gewickelte Bündel hinter ihm her. Nita war nicht gerade schnell, also trafen sie sich wieder, als Amundsen schon auf dem Rückweg war, und dann kletterten sie Hand in Hand wieder an Bord.

 

Pressestimmen

Mare Marko Martin
In seinem schmalen, ungemein konzisen Buch gelingt dem norwegischen Autor Espen Ytreberg etwas Außerordentliches: Aus den Bordtagebüchern des Expeditionsschiffs „Maud“, das von 1918 bis 1921 drei Winter hintereinander im Polareis feststeckte, und Amundsens privaten Aufzeichnungen fächert er ein Bild auf, das sich immer mehr weitet, bis die an Bord geholten Mädchen zu den eigentlichen Hauptpersonen werden. Eine Art posthumer Gerechtigkeit.
April/Mai 2020

Bayerischer Rundfunk Moritz Holfelder
… eine berührende und am Ende auch erschütternde Geschichte, ein ergreifendes Schicksal. Es geht um koloniales Denken, überraschende Bindungen und plötzlichen Verrat, um eine Geschichte, die so noch nie erzählt wurde.

Deutschlandfunk Kultur »LesArt« Gespräch mit Irene Binal Deutschlandfunk Kultur »LesArt«
Norwegen hat seinen großen Auftritt auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse und schon jetzt erscheinen viele Übersetzungen und es gibt tolle Bücher von außergewöhnlich guten Autoren zu entdecken, wie Espen Ytreberg, der eine gänzlich unbekannte Episode aus dem Leben des berühmten Polarforschers Amundsen erzählt.
30.8.2019

Radio eins – Favoriten Thomas Böhm
Ytreberg arbeitet anhand der Schicksale der Mädchen heraus, was noch heute für uns wichtig ist: Wie betrachten wir Menschen, die aus anderen Kulturen zu uns kommen. Wie geht es den Menschen in unserer weißen Welt. Wie erleben sie dieses Stigma von ihrer Umwelt nicht zuerst als Menschen, sondern immer erst als Fremde wahrgenommen zu werden, reduziert zu werden auf die Fremdheit. Dieses Nachdenken durchzieht das gesamte Buch, das gibt ihm seine Bedeutung. Ytreberg schreibt einfühlsam und detailreich, so dass die Geschichte einem nahegeht, wie ein Roman. Und es ist ein vom Verlag gewohnt elegant aufgemachtes Buch. Allein wie die Fotos in den Text eingebracht wurden.
29.8.2019

Inforadio vom RBB Ute Büsing
»Ein Tipp aus Norwegen: Norwegen ist Frankfurter Ehrengast und schon jetzt lassen sich spannende Entdeckungen machen.
Espen Ytreberg versucht in dem dokumentarischen Band mit vielen Belegfotos, das Seelenleben der unter dem Medienstar Amundsen heranwachsenden Mädchen auszuleuchten … Dieses zutiefst anrührende Buch fügt sich ein in den Kanon der aufklärenden antikolonialen Literatur.«
25.8.2019