Erinnerung an Wolfgang Hilbig

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16,80 

Franzlik, Margret

104 Seiten, gebunden, mit Abbildungen

Artikelnummer: 978-3-88747-300-6

Beschreibung

Margret Franzlik erzählt über Wolfgang Hilbigs frühe Zeit – über den Alltag in Meuselwitz, über seine Eltern, die Freunde, über Buchhändler und Buchmessen…

Kennengelernt haben sie sich im Sommer 1969 im Ausflugslokal Nonnenhof, sie als Aushilfskellnerin nach dem Abitur, er als Geschirr-Abräumer – und blieben dann bis 1982 ein Paar, wenn auch selten zusammenlebend: sie meist in Berlin oder Leipzig, er meist in Meuselwitz. In kleinen, behutsamen Texten beschreibt Margret Franzlik ihr gemeinsames Leben – mit seiner Familie, mit manchmal anstrengenden Freunden, mit der 1980 geborenen Tochter, mit dem Schriftsteller, der sich die Zeit zum Schrei­ben regelrecht stehlen muss, aber manchmal auch gerne stehlen lässt, über das rastlose Lesen, das Klauen von »West-Büchern«auf der Messe in Leipzig, das private und berufliche Heizen, Rockmusikabende in Meuselwitz, Erfahrungen mit der Obrigkeit – von der Zensur bis zum Gefängnis und schließlich die Wiederbegegnung nach dem Mauerfall.
Kombiniert mit vielen Fotos und Faksimiles, kurzen Zitaten aus Hilbigs Briefen und Postkarten an die Autorin gelingt ihr ein intensives, einfühlsames Buch über die frühe Zeit des damals noch völlig unbekannten Schriftstellers und Dichters.

Wolfgang Hilbig, 1941 in Meuselwitz/Thüringen geboren, arbeitete als Werkzeugmacher und Montage-Arbeiter; 1967 war er offizielles Mitglied im »Zirkel schreibender Arbeiter« in Leipzig, wurde aber schon 1968 wegen seiner Texte und seine Sympathie für den Prager Frühling ausgeschlossen. 1970 kehrte er nach Meuselwitz zurück und arbeitete dort in der Maschinen-Fabrik als Heizer. Nebenbei schrieb er Gedichte und Prosa. 1978 war er für kurze Zeit wegen »staatsfeindlicher Handlungen« in Haft, zog danach nach Ost-Berlin, wo er seit 1979 als freier Schriftsteller lebte. 1979 erschien auch sein erstes Buch, der Gedichtband »Abwesenheit«, im S. Fischer Verlag in der Bundesrepublik. 1985 verließ er die DDR. Nach drei Romanen, »Eine Übertragung«, »Ich« und »Das Provisorium«, gehörte er zu den von Lesern und Kritikern meistgeschätzten deutschen Schriftstellern. 1989 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis, 1994 den Bremer Literaturpreis, 1997 den Fontane-Preis, 2002 den Peter-Huchel-Preis und den Georg-Büchner-Preis. Im Juni 2007 starb er in Berlin und ist dort auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben.

 

Pressestimmen

Deutschlandfunk Katrin Hillgurber
»Margret Franzliks Fähigkeit, in pointierten Schnappschüssen aus dem Alltag zu erzählen, bewahrt die Notate vor Sentimentalität. Jener unbekannte Wolfgang Hilbig, der in diesem bibliophilen Kleinod dem Leser als hoffnungsvoller und zugleich unter seinem Talent leidender Autodidakt entgegentritt, animiert zum Neu- und Wiederlesen seiner erratischen Lyrik und Prosa wie “Die Weiber“ oder „Das Provisorium“. Was kann es Besseres geben?«
16.9.2014
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Wiener Zeitung Uwe Schütte
»Höchst willkommen ist der üppig bebilderte Erinnerungsband seiner ersten Frau Margret Franzlik. … Ihr Buch ist eine Sammlung von biografischen Splittern und ein intimes Fotoalbum aus den Anfangsjahren von Wolfgang Hilbig«
30.8.2014
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Süddeutsche Zeitung Helmut Bötticher
»Es sind Erinnerungen, die die Genese des Dichters Hilbig beschwören und die privaten Konstellationen nicht weiter problematisieren. […] Der Gestus des Buches ist nüchtern, aber untergründig doch aufgeladen mit Pathos. Zu den atmosphärisch zum Teil sehr dichten Abbildungen gehört eine Quittung, die der Buchhändler Fiedler in seinem kleinen Laden in der Meuselwitzer Bahnhofstraße dem unbekannten Heizer Hilbig ausstellte … dieser kleine Laden war wie ein Tor zur Welt. […] Dieses Erinnerungsbuch ist Arbeit am Mythos, aber gleichzeitig gibt es dem Rätsel, das der Schriftstellerexistenz Hilbigs anhaftet, einige Konturen mehr.«

Der Tagesspiegel Katrin Hillgurber
»… ein außergewöhnliches Dokument einer nachgetragenen Liebe … Ihre Fähigkeit, in pointierten Schnappschüssen aus dem Alltag zu erzählen, bewahrt die Notate vor Sentimentalität. Jener unbekannte Wolfgang Hilbig, der in diesem bibliophilen Kleinod dem Leser als hoffnungsvoller und zugleich unter seinem Talent leidender Autodidakt entgegentritt, animiert zum Neu- und Wiederlesen seiner erratischen Lyrik und Prosa wie Die Weiber oder Das Provisorium. Was kann es Besseres geben?
23.6.2014
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Berliner Zeitung Cornelia Geissler
»… ein freundliches Gedenken, anekdotenreich, detailfreudig. Sie sammelt Erinnerungen – die Mehrzahl passt hier besser –, und führt dabei weit zurück … Schlicht und kurz sind die Kapitel gehalten. Durch die Vielfalt der hier versammelten Spuren hat das Buch etwas Anrührendes, Bewegendes.«

Literaturkritik Dietmar Jacobsen
»… porträtieren aus großer Nähe und voller Empathie den ›anderen Hilbig‹, einen, wie ihn die Öffentlichkeit bisher kaum kannte. Versehen mit zahlreichen Fotos, Faksimiles von Briefen und Postkarten von und an Hilbig, lässt die Autorin vor allem die 70er-Jahre in Streiflichtern wieder aufleben. Es ist die Zeit, in der Hilbig zum Dichter heranreift, erste Erfahrungen mit der repressiven Kulturpolitik des Staates macht, in dem er lebt, und sich in verschiedenen Berufen, die allein der Existenzsicherung wegen ergriffen werden, durchschlägt … Mit zahlreichen Bildern aus dem „Familienalbum“ versehen, gelingt Franzlik damit erstmalig auch ein Einblick in die Kindheit Wolfgang Hilbigs, wie sie ansonsten nur gelegentlich in seinen Gedichten und Erzählungen aufscheint.
16.4.2014
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Bibliotheksservice Eleonore Gottelt
»In Miniaturen und Anekdoten erzählt Franzlik warm, ohne zu verklären, mit sehr persönlichem Blick aus Hilbigs Leben, taucht in die Kindheits- und Familiengeschichte ein, macht in kleinen Episoden Eigenheiten, (Schreib- und Lese-)Leidenschaften sichtbar und spannt den Bogen bis zum Tod in Berlin. Der schöne Band ist eine wunderbare Ergänzung zu Hilbigs Werk und biografischen Annäherungen, auch zur Erstbegegnung mit Hilbig gut geeignet. Mit z.T. unveröffentlichten Fotos, Faksimiles, Karte von Meuselwitz im Vorsatz.«

Mitteldeutsche Zeitung Christian Eger
»›Erinnerung an Wolfgang Hilbig‹ heißt das überraschende Buch, das unverstellt und aus erster Hand Elemente zu einer Biografie des Schriftstellers liefert, der als Dichter (›Abwesenheit‹), Erzähler (›Alte Abdeckerei‹) und Romancier (›Ich‹, ›Das Provisorium‹) Epoche machte. Unverstellt heißt: frei von jedem hohen Ton und frei von falschen persönlichen Rücksichten, die am Ende mehr verklären als erhellen.