Last Call Manila

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Dalisay, Jose

Deutsche Erstausgabe
224 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

»Ein Roman voller Überraschungen, üppig erzählt und gekonnt komponiert. Er zeichnet ein fesselndes, ungeschminktes und einfühlsames Bild unserer heutigen Gesellschaft aus philippinischer Perspektive.«
Man Asian Literary Prize Jury

Aus dem Englischen übersetzt von Niko Fröba

Originalausgabe: Soledad‘s Sister, Anvil Publishing, Inc, 2018
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde mit Mitteln des Auswärtigen Amts unterstützt durch Litprom e.V. – Literaturen der Welt

Artikelnummer: 978 3 88747 399 0

Coverabbildung: Antipas Delotavo: »Diaspora«, 2007 (Ausschnitt)

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Categories: Belletristik, Roman

Beschreibung

Ein Zinksarg trifft auf dem Manila International Airport ein, in dem laut Begleitschein eine Tote namens Aurora V. Cabahug liegt. Es gibt keine Informationen, warum die Frau in Saudi-Arabien, wo sie als Dienstmädchen arbeitete, umgebracht wurde. Ein Hilfspolizist, der den Sarg in ihre Heimatstadt transportieren soll, kennt den Namen der Frau – er hat sie erst gestern als Sängerin »Rory« in einer Karaoke-Bar gesehen. Er erfährt, dass die Tote die Schwester von Rory ist, die unter falschem Namen nach Saudi-Arabien vermittelt wurde. Aus der Recherche, warum sie das tat, wie und warum sie umgebracht wurde, wie sie auf den Philippinen und dann in Saudi-Arabien gelebt hat, entwickelt sich ein spannender Einblick in eine Gesellschaft, in der es fast in jeder Familie mindestens eine Frau oder einen Mann gibt, die in weit entfernten Ländern, in Westeuropa, Arabien, Skandinavien oder den USA arbeiten und das Geld Jahr für Jahr an ihre Familien überweisen. Eine fluktuierende Gesellschaft, immer konfrontiert mit neuen, oft entwürdigenden Erfahrungen in immer neuen Ländern, aber vielleicht gerade deswegen so eng miteinander verbunden.

Leseprobe:
Keine saudische Frau aus Jeddah war in den letzten drei Tagen als vermisst gemeldet, und deswegen begann eine Suche nach vermissten oder geflohenen Dienstmädchen oder Arbeiterinnen – eine Suche, die zu nicht weniger als 163 Treffern führte allein für die letzten sechs Monate, und alles enthielt von sudanesischen und russischen Prostituierten bis zu indonesischen Köchinnen. Aber ein Ergebnis schien besonders interessant – es hatte zu tun mit einer aus den Philippinen stammenden Aurora Z. Cabahug, 26, die plötzlich von ihrem Arbeitsplatz verschwunden war. Sie war als vermisst gemeldet worden, gemeinsam mit einem indischen Dienstmädchen namens Meenakshi, die vermutlich ebenfalls weggelaufen war. Auf eine höfliche Nachfrage behauptete Cabahugs Arbeitgeber, nichts weniger als ein saudischer Prinz, vertreten durch einen Untergebenen namens Yussuf, dass die beiden schon vor etlichen Tagen verschwunden seien und dabei wertvolle Sachen hätten mitgehen lassen, unter anderem einen goldenen Montblanc-Füller, den Prinz Khaled auf seinem Nachttisch hatte liegen lassen; trotz des väterlichen Vertrauens und der Fürsorge seines Herrn, so Yussuf, hätten sich beide als undankbare Diebinnen erwiesen.

Mehr hineinlesen: book2look

Pressestimmen

Perlentaucher Rezensionsnotiz zur FAZ
»Rezensentin Maria Wiesner sieht im zweiten Buch des philippinischen Autors Jose Dalisay eine gelungene Mischung aus Sozialporträt und Krimi. Am Flughafen von Manila kommt die Leiche einer jungen Frau an, es ist die Schwester der Protagonistin Aurora, die das Land verlassen hatte, um unter falscher Identität als Kindermädchen in Saudi-Arabien zu arbeiten und Geld an ihre Familie schicken zu können, berichtet Wiesner. Nun machen sich Polizist Walter Zamora und Aurora auf, den Sarg abzuholen und den Mord aufzuklären. Der Autor verbindet hier Elemente von Reportage und politischer Analyse, so die Rezensentin, gleichzeitig werden auch geschichtliche Hintergründe erläutert. In seiner Sozialkritik verzichtet Dalisay auf den mahnenden Zeigefinger, sondern beschreibt nüchtern, aber nie mitleidlos, die Folgen von Grausamkeit und Korruption im Land, so die Rezensentin. „Poetisch“ wird seine Sprache vor allem, wenn er über Menschen und Landschaften schreibt, bemerkt Wiesner, dabei gefallen ihr die treffenden Vergleiche und die lebendige Figurenzeichnung. Die deutsche Übersetzung von Niko Fröba, so die Kritikerin, fängt gekonnt den lakonischen Stil des Originals auf.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung Maria Wiesner
»Die Übersetzung fängt den lakonischen Stil ein. Dalisay erzählt kühl, jedoch nie verharmlosend, nie ohne Mitleid. Gebrochen wird die Nüchternheit, wenn der Autor Menschen und Landschaften beschreibt. Da schwingen sich Vergleiche zu poetischen Bildern auf. So kurz und treffend, wie er diese Bilder projiziert, gelingt es Dalisay auch, die Figuren lebendig werden zu lassen, die sein Buch bevölkern. Mit wenigen Sätzen zeichnet er Lebensumstände, Kindheiten, Affären nach und lässt aus Nebenfiguren Charaktere werden, deren Handlungen und Motivationen man schon nach einem Absatz nachvollziehen kann. So trifft man auf den knapp zweihundert Seiten kleine und große Gauner, Sängerinnen,Putzfrauen, Angestellte und Polizisten –Frauen und Männer, die von einem besseren Leben träumen und am Ende doch feststellen müssen, dass dem Schicksal, in einem armen Land unter ärmlichen Verhältnissen geboren zu sein, kaum zu entrinnen ist.«
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3.4.2023