Als die Angst die Seite wechselte. Die Macht der verbotenen Bilder

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Schefke, Siegbert

Erstausgabe
160 Seiten, gebunden mit zahlreichen Abbildungen und Faksimiles

Herausgegeben von Maren Martell
Mit QR-Codes zu den historischen Filmen von Siegbert Schefke und Aram Radomski

Zwei junge Leute filmen illegal die Montagsdemonstration in Leipzig und senden damit ein Fanal in die Welt – und in die untergehende DDR. Ein Abenteuer mit immensen politischen Auswirkungen.

Zur Website von Siegbert Schefke und seinen Filmen

Artikelnummer: ISBN 978-3-88747-373-0

Beschreibung

Es ist der 10. Oktober 1989. Die Tagesthemen machen mit einem leicht verwackelten Videofilm über die Riesen­demonstration vom Vorabend in Leipzig auf. Der Moderator kündigt den Film als sensationellen Beitrag eines »italienischen« Teams an. In Wirklichkeit stammte das Video von zwei jungen Oppositionellen aus der DDR, Siegbert Schefke und Aram Radomski. Sie hatten sich in Ost-Berlin in der Umweltbibliothek kennengelernt, waren über verdeckte Kontakte unter anderem zu Roland Jahn an Video­kameras aus dem Westen gekommen und hatten schon mehrere Dokumentationen über Umweltzerstörung und Stadtverfall in der DDR gedreht, die dann im Fernsehen der ARD zu sehen waren. Schefke und Radomski, beide ständig von der Stasi überwacht, hatten es mit etlichen Tricks und viel Energie geschafft, unerkannt nach Leipzig zu fahren, dort nach mehreren missglückten Versuchen auf dem Kirchturm der Reformierten Kirche einen Platz zum Filmen zu finden und den Film dann über einen befreundeten SPIEGEL-Journalisten in den Westen zu schmuggeln.
Siegbert Schefke, einer der beiden Akteure, schreibt nicht nur über dieses spannende Ereignis, sondern auch darüber, wie aus einem Maurersohn aus Eberswalde ein dezidierter Regimekritiker wurde, der im Unterschied zu vielen anderen Dissidenten nicht mehr auf eine Reform der DDR hoffte, sondern einen radikalen Umbruch wollte – und diesen mit viel taktischem Gespür, viel Mut und sehr riskanten Aktionen mit in die Wege leitete.

Leseprobe:
Wir klingelten am Gemeindebüro der Reformierten Kirche. Pfarrer Sievers öffnete die Tür. Wir sagten ihm, was wir vorhatten. Da standen wir nun und schwiegen. Was, wenn er NEIN sagen würde? Es dauerte zehn Sekunden. Dann sagte er: »Natürlich geht das.«

Der Hausmeister führte uns über eine sehr schmale, eiserne »Hühnerleiter« nach oben. Dort schob er eine schwere Dachluke zur Seite. Wir waren auf der obersten Plattform des Kirchturms angekommen. Wir legten uns auf den Boden, was nicht so angenehm war, denn er war von Tauben­dreck übersät.
Unten war alles noch menschenleer und dunkel. Keine Autos, keine Straßenbahn, keine leuchtende Straßenlampe und fast keine Menschen. Wir warteten. Sprechchöre waren zu hören. Dann kamen sie, eine unbeschreiblich große Menschenmenge näherte sich. In wenigen Minuten bewegte sie sich direkt unter uns. Welch ein Gefühl, wir waren total aufgeregt, wir hatten keinen Monitor, nur den kleinen Sucher. Später hörten wir uns auf dem Band flüstern: »Ist da überhaupt was zu erkennen?«. Einfach weiter drehen, nur laufen lassen. Aram fotografierte. Unten die Sprechchöre: »Wir sind das Volk«, »Neues Forum zulassen«, »Gorbi, Gorbi«, »Völker hört die Signale, auf zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht«.

 

Pressestimmen

Märkische Allgemeine Zeitung Andreas Vogel
Es war von Vorteil, dass Siegbert Schefke keine Höhenangst hat. Dann hätte der Diplom-Bauingenieur im Herbst 1989 nicht der Überwachung durch die Aufpasser des DDR-Geheimdienstes, der Stasi, entweichen können. Und er hätte mit seinem Freund Aram Radomski nicht die geheimen Aufnahmen von der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig drehen können, als wohl 70 000 Menschen auf der Straße waren und Veränderungen in der siechenden DDR forderten.
5.11.2019

NDR Fernsehen »Mein Nachmittag« Arne Jessen im Gespräch mit Siegbert Schefke
Er hat die sehr bewegenden Momente vor 30 Jahren mit der Videokamera eingefangen und in den Westen geschafft – heimlich, an der Stasi vorbei. Siegbert Schefkes Aufnahmen von den Demonstrationen in Leipzig gingen um die Welt – auch die Tagesthemen zeigten seine Videos.
11.11.2019

Badische Zeitung Thomas Steiner
Fast schon lakonisch berichtet Schefke über die jahrelange Bespitzelung und wiederkehrenden Verhöre. Er war der Operative Vorgang „OV Satan“. Und er stellt klar, was sein Ziel war: „Ich wollte keinen besseren Sozialismus, keine bessere DDR, ich wollte den Totalschaden, die Abschaffung dieses Staates.“ „Mit dem Mauerfall ist die Demokratie noch lange nicht gesichert“, schreibt er am Ende seines Buches. „Es geht also, 1989 vor Augen, immer weiter, immer weiter.“
9.11.2019

NDR Fernsehen Schleswig-Holstein Magazin Maik Vukan
Eine Geschichte von Widerstand, Stasi-Einschüchterungen und den heimlichen Filmaufnahmen der Leipziger Montagsdemonstrationen. Inzwischen hat er ein Buch geschrieben über die Ereignisse. Der Titel beschreibt für ihn am besten, was an jenem 9. Oktober 1989 in Leipzig passierte: „Als die Angst die Seiten wechselte. Plötzlich sind so viele Menschen mutig gemeinsam auf die Straße gegangen, dass die Tage der Regierung in Ost-Berlin gezählt waren.“ Siegbert Schefke und Aram Radomski haben ihren Teil zum großen Ziel beigetragen: die DDR-Führung nicht nur zu pieksen, sondern sie ganz weg zu bekommen – inklusive Mauer und Stacheldraht.
6.10.2019

Handelsblatt Thomas Jahn
Der Buchtipp: ein Buch mit historisch enormem Gewicht … er riskierte seine Freiheit und sein Leben … Eine der stärksten Passagen im Buch ist Schefkes Treffen mit seinem ehemaligen Stasi-Offizier, der neun Akten über ihn vollschrieb … Dass Schefke kein Profischreiber ist, merkt man. Dafür wirken seine Schilderungen umso authentischer. Dazu tragen die vielen Fotos und Texte aus seiner Stasi-Akte bei.
3.10.2019
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Frankfurter Allgemeine Zeitung Anna Fries
Eine spannende Autobiographie über Widerstand in der Endphase der DDR … sprachlich klar und spannend formuliert.  Sie führt vor Augen, wie wichtig Einzelpersönlichkeiten sind und wie auch kleine Entscheidungen Geschichte beeinflussen … Seine Erzählungen und Anekdoten lassen erahnen, warum ein Kind, das zufällig in der DDR aufwuchs, zum Systemgegner und Aktivisten wurde … Schefke spannt einen Bogen von den Leipziger Montagsdemonstrationen 1989 zu den Montagsdemonstrationen der Pegida-Bewegung, über die er als Journalist berichtete – und beschimpft, bedroht und angegriffen wurde. Ein Buch über den Wert der Meinungsfreiheit, und das Risiko eine eigene Meinung zu haben.
1.10.2019

dpa Birgit Zimmermann
Der gelernte Bauingenieur Schefke, der nach dem Mauerfall als Reporter beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) anfing, verbindet in seinem Buch persönliche Erinnerungen mit Auszügen aus seiner Stasi-Akte. Zahlreiche Observationsfotos – Schefke beim Einkaufen, Schefke bei einer Montagsdemo – zeigen, wie lückenlos er bespitzelt wurde. Wie es ihm über die Dächer Berlins trotzdem gelang, der Stasi zu entkommen und in Leipzig zu filmen, ist spannend zu lesen.

Hofer Anzeiger Ralf Sziegoleit
… unterhaltsam und spannend. Mit „Und denn, und denn“ trieb er seinen lockeren Bericht munter voran. Die zwei Jahre nach seiner Geburt gebaute Mauer prägte sein Leben … Aber Kindheit, sagt Schefke, ist überall schön. Erst in der Jugend wird das Hässliche sichtbar … Immer klarer wird, dass das, was die da oben mit den Menschen im Lande machen, nicht in Ordnung sein kann: „Wir waren alle eingemauert.“ Siegbert Schefke wird Revolutionär. Mithilfe von West-Journalisten enthüllt er Staatsgeheimnisse … Er filmt, im Taubendreck auf einem Kirchturm liegend, heimlich bei der ersten großen Leipziger Demonstration, tags darauf werden die Bilder in der „Tagesschau“ gezeigt. Heute, sagt Schefke, gelte es, die Demokratie festzuhalten.
1.10.2019

literaturkritik.de Thorsten Schulte
Als die Angst die Seiten wechselte ist eine fesselnde Dokumentation der Diktatur auf deutschem Boden und der Möglichkeit, sich friedlich gegen sie aufzulehnen. Den Erinnerungen von Siegbert Schefke ist der Drang anzumerken, etwas zu bewirken und zu verhindern, dass Rechtspopulisten Ängste schüren und gegen die Grundpfeiler unseres Landes angehen.
29.9.2019
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Leipziger Volkszeitung Sonderheft: »30 Jahre Friedliche Revolution« Juliane Groh
Die Stasi nannte ihn ›Satan‹. So hieß der Operative Vorgang gegen den Journalisten aus Ost-Berlin, der in der DDR mit Fotoapparat und Kamera dokumentierte, was nicht gezeigt werden sollte. ›Ich habe jetzt 30 Jahre in Unfreiheit gelebt und 30 Jahre in Freiheit. Ein guter Zeitpunkt eine Biographie zu schreiben.‹
16. September 2019

Deutsche Welle, Der Tag Siegbert Schefke im Gespräch mit Tina Gerhäusser
Sie waren selbst Repressionen erlebt, z.B. regelmäßige Verhöre, bei der Stasi wurde ein Operativer Vorgang gestartet, der hieß »SATAN« … Sie erzählen das alles noch viel detaillierter in Ihrem Buch.
15.8.2019

G/GESCHICHTE Christoph Driessen
LESETIPP
Wenn Siegbert Schefke erzählt, wie er die Stasi an diesem Montagmorgen ausgetrickst hat, ist ihm die Freude darüber noch immer anzusehen.
September 2019

Deutschlandfunk Kultur Ute Welty
Seine Bilder gingen um die Welt … und er hatte viel Mut, gemeinsam mit anderen. Durch seine (und Aram Radomskis’ Videos über die Missstände in der DDR) endete die SED-Herrschaft früher.
13.8.2018
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