Bodensee

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18,00 

Sous, Dietmar

Erstausgabe
144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

»Dietmar Sous ist einer der eigenwilligsten Autoren der Gegenwart und hat sich als Chronist proletarischer Lebensläufe in der Provinz profiliert.«
Denis Scheck, Deutschlandfunk

Artikelnummer: ISBN 978 3 88747 380 8

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Categories: Belletristik, Roman

Beschreibung

»Böse Pechvogel-Geschichten in einem heiter-lakonischen Sound.«
Gisa Funk, Der Tagesspiegel

Anfang der 60er Jahre in einer rheinischen Stadt: Eine Kleinfamilie lebt im permanenten Nahkampf. Der Vater, angeblich durch den Krieg an einer großen Boxerkarriere gehindert, wohnt als schlecht bezahlter Fabrikarbeiter mit Leni, einer attraktiven, eher selbstbewussten Frau zusammen, die sich nach einem besseren Leben sehnt, selber arbeiten möchte und damit ihren Mann zur Raserei bringt, die oft mit »Ausrutschern« endet. Der 15-jährige Sohn Matthes besucht ein Gymnasium, wird vom Vater als »Waschlappen« beschimpft, von autoritären Lehrern geplagt, entwickelt aber seine eigene, etwas schräge Welt. In diese familiäre Enge fällt ein Licht, als Lenis Bruder sie und ihren Sohn an den Bodensee einlädt, wo er mit einem Modeladen viel Geld verdient. Der Bodensee lässt die beiden am Wohlstand schnuppern: schönes Haus, am Wasser gelegen, Mercedes in der Garage, Spazierfahrten in die Schweiz, neueste Schlager aus dem Plattenspieler – und der Sohn erfährt am Bodenseeufer seine erste Liebe. All das verschärft nach ihrer Rückkehr die täglichen Konflikte bis hin zur befreienden Katastrophe.
Dietmar Sous entfaltet in diesem schmalen Roman ein großes Panorama der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit mit all ihrer Verklemmtheit und Grausamkeit, gespickt mit kauzigen Charakteren, Querköpfen und skurrilen, oft unfreiwillig komischen Situationen – und das in lakonischer, pointenreicher und literarisch gekonnter Sprache.

Leseprobe:
Wie jedes Jahr seit ungefähr dem Urknall fing auch 1962 mit dem 1. Januar an. Neujahr hätte als 1. Mai durchgehen können. Nur Wölkchen am Himmel, falls überhaupt, und Temperaturen, die Eis und Schnee zu Fremdwörtern machten.

Die Atombombenversuche der Amis und Russen seien schuld, sagte Vater, gelegentlicher Zeitungsleser und Nachrichtenhörer, und dass sich, wissenschaftlich absolut erwiesen, bei uns demnächst Wüsten, Kamele und an vierzig Grad im Schatten gewöhnte Mohammedaner breitmachen würden, außerdem Gestalten mit zwei Köpfen und drei kurzen Beinen. Mutationen im Atomzeitalter nennt man das, sagte Vater und schob das Kinn vor.
Ich wollte mithalten. Mutation kommt aus dem Lateinischen, sagte ich. Mutare heißt wechseln, verändern.
Angeber, Wichtigtuer, antwortete Vater so unvermittelt und aufgebracht, dass ich zusammenzuckte.

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Pressestimmen

Belgischer Rundfunk Kulturforum Judith Peters
Ein gutes Buch, kurzweilig, lebensnah und witzig … gewohnt humorvoll und einfallsreich. Sous hat eine Vorliebe für schwarzen Humor und »kurz und knapp«.
17.1.2021
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Zusammenlesen, Literaturhaus Köln Wolfgang Schiffer
… verleihe ich „Bodensee“ vorab das Prädikat einer perfekten Tragikomödie. Es ist bewundernswert, mit welch literarischer Sicherheit Dietmar Sous für den Leser einen kleinen proletarischen Kosmos zu Beginn der 60er-Jahre entstehen lässt und zutiefst menschlich handauflegt auf eine Gruppe von Menschen, die, gefangen in den Bedingungen ihrer Herkunft und der Zeit, nicht wussten, wie sie es anders, besser hätten machen können. Chapeau!
8.1.2021
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Kölnische Rundschau Jens Meifert
Ein überaus geerdeter Roman … Sehr lakonisch und messerscharf malt Dietmar Sous ein Sittengemälde des Adenauer-Deutschland im Arbeitermilieu. Der Muff der Nachkriegszeit mit prügelnden Vätern und Nazi-Lehrern in der Schule atmet aus jeder Seite, ohne dass den Figuren dabei die Lust am Leben abhandenkommt.
14.12.2020

Die Tageszeitung TAZ Frank Schäfer
»… ein neuer großartiger Kurzroman … Sous’ Dia­loge sind von einer besonderen Kunstfertigkeit gerade da, wo sie klingen, als seien sie eine bloße Transkription des Gesprochenen. Trotz seines übersichtlichen Figurenarsenals zeichnet ›Bodensee‹ ein kollektives Psychogramm jener Jahre. Man meint, wie immer bei Sous, ein viel dickeres Buch gelesen zu haben.
28.11.2020
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Funke Mediengruppe) Jonas Schlömer
»… ein präzises Zeitdokument der 60er Jahre: charmant und literarisch aus einem Guss. Ein ungeschönter Blick gerade für diejenigen, die diese schizophrene Zeirt nicht erlebt haben, Jahre zwischen Verdrängung, Erholung und den Schatten der Vergangenheit. Mehr als einmal erinnert Sous Roman an Ralf Rothmanns Meisterwerk ›Junges Licht‹, im besten Sinne. Die Erzählung entwickelt dank ihres Detailreichtums und ihres gefühlten Realismus einen unwiderstehlichen Sog. Größter Trumpf des Autors ist aber seine Sprache: ein sanfter, bildreicher, manchmal metaphorischer und sogar poetischer Fluss der Wörter macht sogar Duisburgs dreckige Schwerindustrie zu einem literarischen Gemälde. Doch der Roman lohnt sich auch so für alle Buchfans und Hobbyforscher, die ins Westdeutschland der Nachkriegszeit abtauchen wollen.«
23.11.2020
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Neues Deutschland Werner Jung
Sous gelingt es wieder einmal – nun zum x-ten Mal – in kurzen lakonischen Sätzen ein großes Panorama in einer kleinen Welt zu entfalten. Mit bestem rheinischen Humor, der freilich nie ohne bitter-bösen Witz zu denken ist. Ja, so war’s wohl seinerzeit im Westen der alten Republik …
15.11.2020
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WDR-Fernsehen Lokalzeit Wolfgang Quest
WDR-Fernsehen, Lokalzeit, strahlte am 11.11. einen mit vielen Originaltönen unterlegten fünfminütigen Beitrag über Dietmar Sous und seinen neuesten Roman »Bodensee« aus: »… der sehr erfolgreiche Autor Dietmar Sous, sahnt regelmäßig hohe Preise ab, er erzählt mit Witz und Humor von den frühen 60er Jahren.«
11.11.2020

ekz Bibliotheksservice Ronald Schneider
Dietmar Sous hat sich mit seinen rasant erzählten Romanen voller Situationskomik, schräger Typen und schwarzen Humors (zuletzt „San Tropez“) einen ganz eigenständigen Platz in der Gegenwartsliteratur erschrieben. Im Mittelpunkt seines jüngsten Romans steht wieder ein jugendlicher Außenseiter, der seine ersten Schritte ins Erwachsenenleben macht. Matthes, ein 15-jähriger Gymnasiast aus einer Arbeiterfamilie, erlebt 1962 ein turbulentes Jahr: Er versucht sich von seinem autoritären Vater zu lösen und sich gegenüber seinen ebenso autoritären Lehrern zu behaupten, er macht die ersten Erfahrungen mit dem Sex und – in den Ferien am Bodensee – mit der Liebe. Der souverän erzählte und bildstarke Coming-of-Age-Roman ist mit seinem atmosphärisch dichten Ambiente aber auch eine faszinierende Zeitreise in die frühen 1960er-Jahre, in denen man zum Telefonieren noch in ein gelbes Häuschen ging und der Einsatz körperlicher Gewalt zu Hause und in der Schule noch selbstverständlich war. Der amüsant und anregend zu lesende Roman verdient eine breite Resonanz!

Thurgauer Kultur Veronika Fischer
Schon allein das Cover von Dietmar Sous‘ neuem Roman „Bodensee“ mit einer alten Postkarte ist überragend schön – dahinter verbirgt sich ein lesenswerter Text. Er zeigt die Welt eines 15-jährigen Protagonisten, der sich in den kontrastreichen 1960er Jahren behaupten muss. Der spitzbübische Blick des Protagonisten jedoch verleiht dem gesamten Text eine Wärme und Lebensfreude, die Laune macht beim Lesen…
30.9.2020
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Wortspiele – Ein literarischer Blog Wolfgang Schiffer
Nur etwa 150 Seiten umfasst der Roman Bodensee, dem ich gerne das Prädikat einer perfekten Tragikomödie verleihe. Es ist bewundernswert, mit welch literarischer Sicherheit Dietmar Sous hier für den Leser einen kleinen proletarischen Kosmos zu Beginn der 60er Jahre entstehen lässt.
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Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten
»Süffig und mit viel Luft dazwischen« finden die Aachener Zeitung und die Aachener Nachrichten den neuen Roman von Dietmar Sous »Bodensee«: »… in gewohnt locker-lakonischem Ton. Seine Figuren, Schauplätze und Aktionen sind federleicht skizziert, nicht opulent gemalt, doch dabei von solcher Genauigkeit, dass man einen Film dazu drehen könnte und den Soundtrack – einen Mix aus Hans Albers und„Tutti Frutti“ – gleich mit im Kopf hat. Es geht runter wie Öl…«
8.9.2020