Beschreibung
Rosemarie Gebauer, bekannt geworden durch ihre literarischen Pflanzenbücher, hat in jahrelanger Recherche die Geschichte »ihrer« Villenkolonie erforscht und bis in die Gegenwart verfolgt. Herausgekommen ist ein aufregendes, abwechslungsreiches Buch, in dem sie auf die Idee und die Gründung dieser Kolonie nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 eingeht und auf Vorbilder, die ihr Gründer J. a. Wilhelm von Carstenn in ähnlichen Wohnvierteln in Paris, London oder Wien fand. Er wollte aus Berlin »die schönste Stadt der Welt« machen.
Leseprobe (aus dem Vorwort):
Durch die Villenkolonie zu spazieren, heißt, immer wieder über die Schönheit vieler Villen zu staunen. Sie haben so individuelle Eingänge, sind in ihren Vorgärten reichlich geschmückt mit Blumen, Skulpturen und farbigen Türen; manche Häuser sind mit Efeu berankt bis unter das Dach. Das besondere ist, dass alles nicht protzig oder »reich« wirkt, sondern im besten Sinne bürgerlich und sehr lebendig – mit vielen kleinen Läden und Geschäften, eine bunte Mischung aus Alt und Jung. Ihre Straßen haben Namen, die neugierig machen: da sind einige Hohenzollern verewigt, zahlreiche Militärs, da sind Vornamen von Frauen, deren Namenspatinnen es zu entdecken galt, da warten alte Meister auf Besucher, da ist ein berühmter Künstler, auch Fontane mit Sohn, Philosophen, Architekten und Widerstandskämpfer. Allerdings nach 1933 auch berüchtigte Nationalsozialisten.
Zu den Villen mit ihren Vorgärten und Plätzen führen an die fünfzig Straßengeschichten. Es waren zunächst Privatstraßen, die vom Gründer der Villenkolonie Carstenn benannt worden waren. Doch nicht nur Villen und Gärten, auch der Bau der Hauptkadettenanstalt und der Gardeschützenkaserne bestimmten und bestimmen die Atmosphäre dieses Ortes – und die zwölf Jahre, in denen die Leibstandarte SS Adolf Hitler dort ihren Sitz hatte, dürfen nicht vergessen werden.