Nicht vorrätig

Ein ziemlich böses Mädchen. Ein Roman aus den Philippinen

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20,00 

Jessica Zafra

Deutsche Originalausgabe
ca. 140 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

»Von der ersten Zeile an erleben wir eine meisterhafte Beherrschung der Sprache, ebenso sanft wie klar. Wir bewegen uns in eine andere Welt, so wie wir in Träume versinken. Es ist kaum möglich, sich Zafras Stimme zu entziehen. Sie ist unwiderstehlich.« The Asian Book Blog, 2021

Übersetzt aus dem Englischen von NIko Fröba

Originalausgabe:
The Age of Umbrage, Ateneo de Manila University Press, Bughaw, 2020

Artikelnummer: 978-3-88747-417-1

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Categories: Belletristik, Roman

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Beschreibung

Oft mit sarkastischem Unterton und Witz, offenbart dieses Buch die krassen Widersprüche in der philippinischen Gesellschaft, nicht als Anklage, sondern als detaillierte Wahrnehmung völlig konträrer, fremder Lebensweisen. Erzählt aus der Sicht eines Mädchens, das anfangs noch naiv scheint, dann aber immer genauer und bissiger beobachtet.

Guada wächst in Manila bei ihrer Mutter auf, einer Lehrerin, nachdem der Vater, Seemann und Schürzenjäger, sich davon gemacht hat. Um ihr Einkommen aufzubessern, verkauft die Mutter selbstgemachtes Streetfood. Ihre Kochkünste werden von einem schwerreichen Unternehmer entdeckt, er stellt sie ein und lässt sie und Guada in seinem Luxus-Anwesen wohnen. Eine völlig andere Welt öffnet sich für Guada, sie fühlt sich abgestoßen von der Lebensweise und Arroganz der Reichen ebenso wie von dem devoten Verhalten ihrer Mutter. Das Mädchen will mit dieser für sie kranken, ungerechten Gesellschaft nichts zu tun haben, zieht sich auch in der Schule zurück, wird heftig gemobbt – und lässt in einem rasanten Schlusskapitel alles hinter sich.

Leseprobe:
Der Koch hatte seit Dienstag mit einem Nervenzusammenbruch zu kämpfen, der Van, mit dem die Lebensmittel abgeholt werden sollten, sprang nicht an, sodass die Dienstmädchen mit dem Taxi zum Supermarkt fahren mussten. Alle schoben die Schuld auf die Frau des Fahrers, weil sie mit einem Bauarbeiter von weiter unten in der Straße durchgebrannt war, und der Fahrer daher so neben der Kappe war, dass er mit dem Van in die alte Akazie nahe der Grotte gerast war und der Motor seinen Geist aufgegeben hatte.
Der Fahrer war ein Scheusal, der sich jede Nacht betrank und seine Frau schlug, aber hatte sie genau in dem Moment zu Sinnen kommen müssen, als sich die gesamte Belegschaft des Hauses auf Celestes Party vorbereitete?

Die Filipinos, an zwei Dutzend Hurricans pro Jahr gewöhnt plus anderer Naturkata-strophen, die sich eben so ergeben, wenn man von den Vulkanen des ›Ring of Fire‹ eingekreist ist, reagierten auf die Gerüchte über eine Revolution auf genau dieselbe Weise. Sie gingen einkaufen. Sie plünderten die Regale in den Supermärkten mit Konserven und Toilettenpapier, die Preise für Reis und Mehl schossen in die Höhe. Überall bildeten sich lange Schlangen. Selbst in den Videotheken waren die Regale vollkommen leergefegt. Anscheinend glaubte man, dass Unruhen eher von Langeweile als von Hunger ausgelöst werden könnten.