Beschreibung
Ein souverän erzählter, verblüffender Roman über zwei Frauen aus verschiedenen Kontinenten, die sich beide auf abenteuerliche Weise aus ihrem vermeintlich unabänderlichen Schicksal lösen.
Dieser Roman handelt von zwei Großmüttern, die eine aus einer armen Schweizer Bauernfamilie, die andere aus einer relativ wohlhabenden Familie in Kamerun.
In einer unglaublich knappen, wie gemeißelten Sprache geht es um deren Kindheit, Hoffnungen und Enttäuschungen. Sie heiraten, werden gedemütigt und entwürdigt. Aber durch diese Erfahrungen staut sich eine gewaltige Wut auf, die schließlich, auch mit Hilfe der jeweiligen Enkeltöchter, zu ihrer Befreiung führt.
Leseprobe:
Ich war ein fröhliches Mädchen. Trotz allem.
Wenn ich an meine Kindheit denke, sehe ich mich oft, wie ich mit schwingenden Zöpfen über Weiden hüpfe hinter unseren Kühen her.
Oder auf dem weiten Weg zur Schule mit der kleinen Hand meiner Schwester in der meinen.
Daneben unsere Brüder und die anderen Kinder der umliegenden Höfe, mit nichts als Schabernack im Sinn.
Damals hatten die Familien viele Kinder.
Wir waren nur zu sechst.
Zwei Mädchen und vier Buben.
Was sagst du da, ma fille?
Ärztin willst du werden?
Ha, wer hat denn sowas schon gehört?
Ein Mädchen aus unserer Familie will ein Arzt sein!
Wir haben, soviel ich weiß, noch nicht einmal einen männlichen Arzt in der Familie.
Was sind das bloß für absurde Hirngespinste?
Du wirst besser schnell erwachsen, Tochter, und vergisst diese dummen Träume!
Er streicht mir übers Haar.
Es fühlt sich zum ersten Mal unangenehm an.
Pressestimmen
Literatur.Review Axel Timo Purr
Glücklichsein muss man lernen wie eine Sprache. Melara Mvogdobo destilliert in ihrem Roman »Großmütter« zwei Lebenslinien aus zwei Kulturkreisen zu einem literarischen Coup d’état. Zärtlicher und brutaler lässt sich über feminine Selbstermächtigung kaum schreiben. … Es ist selten, dass ein Buch in unserem Lesekreis wirklich allen gefällt. Bei Melara Mvogdobos schmalen, nur 128 Seiten langen Roman, war es so. Als ich für zehn Minuten zum Thema »Teilen« aus »Großmütter« vorlas – wir lesen nicht gemeinsam ein Buch, sondern jeder liest zu einem vorher festgelegten Thema etwas vor – erzeugte es sowohl sprachlich als auch inhaltlich eine ungewöhnliche Resonanz. … Die Verschränkung dieser Lebenslinien über die kurzen, in der ersten Person verfassten Alltagsvignetten ist auch deshalb so unheimlich wie poetisch, als der Leser spürt, wie nah sich die Kulturen trotz ihrer geografischen Distanz sind, wie groß die Schnittmengen männlicher Ignoranz und Dummheit, aber auch weiblicher Sehnsucht, sein können.
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19.6.2025
Perlentaucher Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau
Gut gefällt Rezensentin Judith von Sternburg Melara Mvogdobos Roman über zwei Großmütter: Die eine ist in der Schweiz aufgewachsen, die andere in Kamerun, verbunden sind sie über eine gemeinsame Enkelin und es ist zunächst nicht immer leicht, den Überblick zu behalten, da Mvogdobo nicht allzu viel erklärt. Die Kameruner Geschichte ist rot, die der Schweiz in schwarz geschrieben, der Schriftsatz erinnert von Sternburg an Lyrik, wobei es sich durchaus um Prosa handelt, und zwar um eine Form von Prosa, die auch gut fürs Theater adaptiert werden könnte. Die Unterschiede und Ähnlichkeiten im Leben der beiden Frauen ergeben für Sternbuch ein spannendes Panorama. Die wächst auf einem Schweizer Bauernhof in prekären Verhältnissen auf , während die andere in eine wohlhabende kamerunische Familie hineingeboren wird. Sexismus erleiden sie beide, erfahren wir, („Ich glühe innerlich vor Zorn“) heißt es da einmal),vom gesellschaftlichen Fortschritt, den es durchaus gibt, profitieren sie wenig, beide werden von Männern geschlagen, die kamerunische Frau soll sich mit Polygamie abfinden, die Schweizerin wird gewarnt, Männern keine Avancen zu machen. Geschickt gelingt es diesem Buch laut Rezensentin, auf wenig Raum eine dramatische Handlung zu entfalten, die gleichzeitig den Figuren gerecht wird.
10.6.2025
Frankfurter Rundschau Judith von Sternburg
Melara Mvogdobo erzählt lakonisch und unerbittlich vom Leben zweier Frauen in Kamerun und der Schweiz in diesem schmalen, konzentrierten Buch. Die Buchseiten sind lose bedruckt, angeordnet wie Lyrik, es ist aber keine. Die Dringlichkeit, die das den Sätzen gibt, mag zunächst erscheinen, als wäre allzu Karges (und Kurzes) bloß optisch in Szene gesetzt worden. Wenn aber der Sog der Parallelgeschichten kräftiger wird, zeigt sich, wie sehr alles Wesentliche da steht. Das ist kein opulenter Generationenroman, ›Großmütter‹ ersetzt aber einige davon. Die Stimmen der beiden Frauen wirken spontan und glaubhaft. Gegen die Angst und die Anpassung spitzen sich die Geschichten doch zu. Jetzt zeigt sich, wie klug auch darum Mvogdobos kompaktes, unaufdringliches Erzählen ist. Sie kann Drama bieten, ohne die Glaubwürdigkeit ihrer Figuren aufs Spiel zu setzen. Und Versöhnliches, ohne dass das zu einfach wirkt.
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10.6.2025
Südwest Presse
Ein außergewöhnlicher Roman. Es ist eine fast poetische Prosa, eine äußerst prägnante Sprache, zwei Leben auf nur 128 Seiten. Berührende Schicksale.
7.6.2025
Deutschlandradio Kultur LESART Stephanie von Oppen
Für ein besseres Leben der Töchter und Enkelinnen. Sehr einfühlsam zeichnet die Autorin ein Bild von zwei eigensinnigen und auf ihre Weise selbstbewussten Persönlichkeiten, denen sie eine unmittelbare, immer wieder auch lakonisch-selbstironische Erzählsprache in den Mund legt. Und: Dieses Buch prägt auch ein bitterschwarzer Humor. Auf wenigen Seiten behandelt ›Großmütter‹ sehr konzentriert und literarisch herausragend große Themen: die Emanzipation von Geschlechterrollen, Klassenzugehörigkeit, überkommenen Traditionen sowie transgenerationelle Traumata. Die beiden Großmütter bleiben namenlos, denn dieses wunderbare schmale Buch hat die Autorin ›Großmüttern zu Ehren‹, geschrieben, ›den lebenden, den toten und denen, die noch geboren werden‹.
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Der Roman bietet eine besondere Konstellation, denn die Kameruner Großmutter kommt aus einer reichen Familie, im Gegensatz dazu wächst die Großmutter aus der Schweiz in einer armen Familie auf. Das entspricht nicht unserem gängigen Klischee. Und was interessant ist: Beide Frauen sind extrem eigensinnig und obwohl sie so eingesperrt sind in ihrem Leben, sind sie rebellisch. Melara Mvogdobo schreibt sehr schön, sie hat einen etwas lakonisch-ironischen Stil und erzählt auf eine sehr sensible, einfühlsame Weise auch davon, wie die Großmütter mit ihrer Eigensinnigkeit und ihren beengten Möglichkeiten versuchen, Freiheit für ihre Töchter und Enkelinnen zu schaffen.
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3.6.2025
Schabels Kultur-blog Michaela Schabel
Das Außergewöhnliche ist konzeptionell die gedoubelte Perspektive im völlig konträren Umfeld. Eine reiche schöne Afrikanerin und ein armes Schweizer Bauernmädchen erleben ganz ähnliche Unterdrückungsmechanismen durch männliche Dominanz und Herrschsucht. Die Lebenswege verlaufen diametral, doch die Folgen sind die gleichen, brachiale Schläge zu Hause, soziale Ausgrenzung in der Öffentlichkeit. Erst als Großmütter wagen beide Frauen Nein zu sagen. Welten trennen sie von ihren selbstbewussten Enkelinnen.
Außergewöhnlich ist auch Mvoydobos Erzählstil. In kurzen, überaus prägnanten Sequenzen skizziert sie problematische Lebenssituationen wie Kurzgeschichten ohne Einleitung und Schluss, mit unerwarteten Wendepunkten, die immer wieder überraschen und den Lesern Raum für eigene Schlussfolgerungen lassen. Inhaltlich, konzeptionell und sprachlich ein Leseerlebnis!
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1.5.2025
Schweizer Fernsehen (SRF), 3sat Elke Heidenreich
»Die beiden Großmütter landen am Ende in der Schweiz bei ihren Enkelinnen. Sie lassen ihre Männer zurück und wie sie das machen, ja, das ist richtig schön. Es ist ein schmales, sehr kluges Buch. Beide Großmütter schaffen es, sich am Ende an ihren Männern, die sie ein Leben lang gedemütigt und missbraucht haben, auf eine granantenmäßige Weise zu rächen, ohne dass Blut fließt. Sehr sehr schön.«
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17.3.2025, 23.3.2025
Feuilletonscout Birgit Koss
Auf nur 127 Seiten gelingt es der Autorin, einfühlsam und prägnant stellvertretend zwei Frauenschicksale zu schildern und dabei deutlich zu machen, wie die Unterdrückung von Frauen über soziale und nationale Grenzen weit hinausgeht. Liebevoll gestaltet und in zwei Farben voneinander abgesetzt, schaffen Autorin und Verlag ein Denkmal für alle Großmütter, „den toten und den lebenden und denen, die noch geboren werden.
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18.3.2025
Luzerner Zeitung Arno Renggli
Es um Vergeltung für patriarchale Unterdrückung und Gewalt. Der Roman ist subtil und überzeugt vor allem mit seiner erzählerischen Dichte. 120 Seiten reichen der Autorin, um das Leben von zwei Frauen zu erzählen. Aussparungen und zeitliche Sprünge macht sie so gekonnt, dass beim Lesen zumeist sehr klar wird, was auch noch alles geschehen sein muss. … Und wenn man heutige gesellschaftliche Entwicklungen anschaut, auch in vermeintlich fortschrittlichen Ländern, ist das Thema des Buches aktuell wie eh und je.
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17.3.2025
Leseschatz Hauke Harder (bloggender Buchhändler und leidenschaftlicher Leser)
Der Roman ist ein schwermütiges, aber auch ein enorm beglückendes Werk. In der Verknappung der Texte wird sehr viel Emotion und Herz spürbar. Eine Zuwendung zum Leben, die sich trotz der Pein ihren Weg freibricht. Auch wenn das Erkennen später kommt, gibt es Chancen und Wege. Dieser Roman ist ein wunderbarer, trauriger und literarischer Ausbruch, der uns ganz viel schenkt.
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13.3.2025
Kölner Stadtanzeiger Elke Heidenreich
Wie elend es um die Stellung der Frau vor allem in abgelegenen Gebieten immer noch bestellt ist, zeigt dieses erschütternde Buch über zwei Großmütter. Die waren ja nun nicht immer Großmütter, aber erst im Alter schafften sie es sich aus fürchterlichen Zwängen zu befreien. … Beide rächen sich im hohen Alter atemberaubend an ihren entsetzlichen Männern. Das ist nüchtern und doch mit Wärme erzählt. … Dieses Buch macht traurig, aber auch glücklich: Es ist möglich, auszubrechen.
Nur Print
8.3.2025
Elbe Weser Kurier Marianne Haring
Buchtipp zum : »Berührend.«
Nur Print
8.3.2025
Norddeutscher Rundfunk Kultur Annemarie Stoltenberg
Es ist ein schmaler Band, der es allerdings in sich hat. Aufwendig gedruckt in zwei verschiedenen Farben, einer schwarzen Schrift und einer Schrift in einem rostroten Ton. In schwarzer Schrift erzählt eine alte Frau von ihrem Leben auf einem Schweizer Bauernhof. Es war ein hartes Leben. […] Der innere Monolog der zweiten, in Ich-Form erzählenden Großmutter ist in rostroter Schrift gedruckt. Sie lebt in Kamerun und erinnert sich an die Bürde und die Schmerzen ihres Lebens. […] Es ist schon erstaunlich, von diesen beiden Lebensläufen in Kamerun und in der Schweiz so eng nebeneinander geführt zu erfahren. So unterschiedlich die Kulturen sind, so vergleichbar ist die herabwürdigende Art, wie mit Frauen umgegangen wird. Tragischerweise sind es in beiden Lebensgeschichten eben nicht nur Männer, sondern auch Frauen, die mit anderen Frauen, in den Unterdrückungsmustern beider Gesellschaftssysteme verhaftet und nur selten zu liebevollen Gesten gegenüber einer anderen Frau fähig sind. Es gibt dagegen in beiden Lebensberichten auch schöne Momente. Erstaunlich ist, wie beide Frauen in sich einen unzerstörten Kern in ihren Herzen bewahrt haben und Kraft daraus schöpfen.
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4.3.2025