Beschreibung
Ein Zinksarg trifft auf dem Manila International Airport ein, in dem laut Begleitschein eine Tote namens Aurora V. Cabahug liegt. Es gibt keine Informationen, warum die Frau in Saudi-Arabien, wo sie als Dienstmädchen arbeitete, umgebracht wurde. Ein Hilfspolizist, der den Sarg in ihre Heimatstadt transportieren soll, kennt den Namen der Frau – er hat sie erst gestern als Sängerin »Rory« in einer Karaoke-Bar gesehen. Er erfährt, dass die Tote die Schwester von Rory ist, die unter falschem Namen nach Saudi-Arabien vermittelt wurde. Aus der Recherche, warum sie das tat, wie und warum sie umgebracht wurde, wie sie auf den Philippinen und dann in Saudi-Arabien gelebt hat, entwickelt sich ein spannender Einblick in eine Gesellschaft, in der es fast in jeder Familie mindestens eine Frau oder einen Mann gibt, die in weit entfernten Ländern, in Westeuropa, Arabien, Skandinavien oder den USA arbeiten und das Geld Jahr für Jahr an ihre Familien überweisen. Eine fluktuierende Gesellschaft, immer konfrontiert mit neuen, oft entwürdigenden Erfahrungen in immer neuen Ländern, aber vielleicht gerade deswegen so eng miteinander verbunden.
Leseprobe:
Keine saudische Frau aus Jeddah war in den letzten drei Tagen als vermisst gemeldet, und deswegen begann eine Suche nach vermissten oder geflohenen Dienstmädchen oder Arbeiterinnen – eine Suche, die zu nicht weniger als 163 Treffern führte allein für die letzten sechs Monate, und alles enthielt von sudanesischen und russischen Prostituierten bis zu indonesischen Köchinnen. Aber ein Ergebnis schien besonders interessant – es hatte zu tun mit einer aus den Philippinen stammenden Aurora Z. Cabahug, 26, die plötzlich von ihrem Arbeitsplatz verschwunden war. Sie war als vermisst gemeldet worden, gemeinsam mit einem indischen Dienstmädchen namens Meenakshi, die vermutlich ebenfalls weggelaufen war. Auf eine höfliche Nachfrage behauptete Cabahugs Arbeitgeber, nichts weniger als ein saudischer Prinz, vertreten durch einen Untergebenen namens Yussuf, dass die beiden schon vor etlichen Tagen verschwunden seien und dabei wertvolle Sachen hätten mitgehen lassen, unter anderem einen goldenen Montblanc-Füller, den Prinz Khaled auf seinem Nachttisch hatte liegen lassen; trotz des väterlichen Vertrauens und der Fürsorge seines Herrn, so Yussuf, hätten sich beide als undankbare Diebinnen erwiesen.