Was dich spaltet

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22,00 

Bernadette Conrad

216 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

Eine Frau, selbstständig, glücklich mit zwei Töchtern und ihrem Beruf, erlebt, wie eine unerwartete Krise mit ihrer Schwester sie tief hineinwirft in die Familienvergangenheit der letzten Generationen. Aber warum ist das so? Wie kann es Menschen, die in Kindertagen so eng zusammenlebten, später so weit auseinandertreiben?

Artikelnummer: 978 3 88747 398 3

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Categories: Belletristik, Roman

Beschreibung

Warum bilden ausgerechnet Geschwisterbeziehungen den Schauplatz für Dramen, die eher zu den Eltern gehören als zu ihnen? Das fragt sich Kati, als zwischen ihr und ihrer jüngeren Schwester Eva aus kleinstem Anlass der Graben alten Schweigens wieder aufreißt. Zwar ist Eva mit Kati eng verbunden, aber sie steht anders zu den gemeinsamen Eltern. Dass Kati seit längerem der traumatischen, mit Krieg und Flucht verbundenen Geschichte des verstorbenen Vaters nachforscht, scheint den Graben eher zu vertiefen: Wer ist woran schuld? Und – geht es überhaupt um »Schuld«? Kann es in Familien unbelastete Nähe geben? Gibt es einen Weg aus dieser Blockade? Der Roman erzählt in prägnanter, empathischer Sprache ein Jahr in einer Familie, in die Geschichten aus vier Generationen hineinwirken.

Leseprobe:
Keine fünf Minuten waren sie im Wohnzimmer sitzen geblieben, kaum dass Kati gesagt hatte, weshalb sie gekommen war.
»Raus, raus, raus, du Kriegstreiberin«, hatte der Vater mehr gezischt als gebrüllt, und Diana und sie vor sich hergeschoben zur Tür. »Nein, nicht gehen!«, hatte die Mutter gerufen, weinend, und sich gegen die Tür gelehnt. »Du Wahrheitsfanatikerin, das ist alles erlogen, ausgedacht, was fällt dir ein…«, lauter die Stimme des Vaters.
Damals hatte die Erde gezittert, sie hätte auch reißen können, dann wäre sie, Kati, in ein Bodenlos gefallen, das sie schon vorher, auf der Autofahrt hin zu den Eltern erwartet hatte, angstverkrümmt, zusammengefaltet auf Paketgröße, in den Fußraum des Beifahrersitzes gekauert, schlotternd – während Diana stoisch den Wagen steuerte, »… du schaffst das, Kati«.
Im Fußraum des Beifahrersitzes? Sie war auch damals schon erwachsen gewesen, Mitte zwanzig, und hatte mit Sicherheit nicht in den Fußraum eines Autos gepasst.
Aber so war Erinnerung, sie schuf ein Bild für die Angst, aus der sie in diesen Stunden bestanden hatte, ohne Rest. Danach, als es vorbei war, sie beide auf die Straße gewankt waren, sich in Dianas Auto gesetzt und Diana den Motor angelassen hatte, erst dann hatte sie wild zu schluchzen begonnen und die ganze Fahrt bis zu Diana nachhause damit nicht aufhören können.

Wie konnte man so sein Elternhaus verlassen!? Wie konnte man nur!

Mehr hineinlesen: book2look

 

Pressestimmen

Sigrid Brinkmann im Gespräch mit Bernadette Conrad Blog littéramours Folge 24
Sie, als Autorin, fällen kein Urteil, Sie legen verschiedene Schichten bloß. Lassen das Rätsel auch Rätsel sein. Und was den Umgang mit dem Tabubruch anbelangt, da werden die Verhältnisse doch klar ausgesprochen. Es ist so, dass man in der privaten, intimen Geschichte Täter und Opfer ausmachen kann. Sie zeigen, dass eine Grenzüberschreitung eine ganze Familie zur Haltung zwingen sollte. Es erzählt sehr viel über die bundesdeutsche Nachkriegszeit.
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Sigrid Brinkmann Deutschlandfunk Kultur
Für mich ein sehr gelungenes Debüt. Bernadette Conrad ist Journalistin und dieses Handwerk klingt durch, sie kann sehr gut beobachten, hat ein starkes Gespür für nonverbale Kommunikation und beschreibt sehr schön, was so alles im Ungesagten mitschwingt, setzt die Dinge sehr gut miteinander ins Verhältnis und kann mit wenigen Worten die Aura einer Landschaft einfangen. Wenn sie menschliche Begegnungen schildert, dann bleibt sie auf das Wesentliche fokussiert, sie legt die Verhaltensmuster frei, die sich von einer Generation in die nächste verlängern. Sie versteht aber auch Situationskomik, die Sprache ist zärtlich und gleichzeitig gibt es das Beharren darauf den Dingen auf den Grund zu gehen.«
29.3.2023
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Allgemeine Zeitung Ursula Hoffmann
Bewegend –, ist dies doch ein Thema, das auf die ein oder andere Weise uns alle betrifft. Conrad findet eindringliche Worte, ihre bildhaften Beschreibungen machen das Buch auch sprachlich zu einem Genuss.
17.3.2023

Allgemeine Zeitung (Münsterland)
Es geht um die Geschichte einer Frau, Kati, die dem Leben ihres verstorbenen Vaters nachspürt und mehr und mehr freilegt, was ihn, die Familie und sie selbst spaltet und wie Erlebnisse und Erfahrungen der Kriegsgeneration bis in die Gegenwart hinein wirken. »Es ist ein vielschichtiges Buch mit Tiefgang«, Petra Fietzek.
9.3.2023
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Berliner Zeitung Cornelia Geißler
Die Bücherfrage der Berliner Zeitung am 5. März 2023 geht an eine literarische Debütantin. Cornelia Geißler: »Bernadette Conrad, wie kommt es, dass Sie sich jetzt an diese Form gewagt haben?«
B.C.: »Es hat lange gedauert, bis ich die richtige Form gefunden habe. Der Roman entspricht meiner Suche danach, wie Dinge zusammenhängen. Wie sich also zum Beispiel Spannungen in Geschwisterbeziehungen entladen, wie transgenerationale Traumata wirken, kurz, es geht um die Frage: Wie geht eine jüngere Generation mit dem Erbe nicht verkrafteter und vielleicht nicht verkraftbarer Erfahrungen um?«
5.3.2023
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