K. oder Die verschwundene Tochter

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16,80 

Kuczinski, Bernardo

144 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Sarita Brandt

Artikelnummer: 978-3-88747-288-7

Categories: Belletristik, Roman

Beschreibung

Ein facettenreicher, aus wechselnden Perspektiven packend erzählter Roman über das »banale Böse« einer Diktatur, über Ängste, Misstrauen und die hilflose Liebe eines Vaters zu seiner Tochter…

»Alles in diesem Buch ist erfunden, doch fast alles ist geschehen.«
Bernardo Kuczinski

São Paulo in den siebziger Jahren. K., Besitzer eines Geschäfts für Herrenmode, wartet seit vielen Tagen auf ein Lebenszeichen seiner Tochter, Dozentin an der Universität São Paulo: dort sei sie seit zwei Wochen nicht mehr erschienen. Er fragt ihre Freunde, Bekannte, geht mit ihrem Foto zur Polizei – bis er schließlich auf Umwegen erfährt, dass sie seit Jahren ein Doppelleben führte und mit ihrem Mann verdeckt politisch arbeitete. Für K. ist das aus mehreren Gründen schockierend: Er glaubte seine Tochter, sein Lieblingskind, genau zu kennen und hielt sie für völlig unpolitisch. Und er begreift nicht, warum gerade er, der Mitte der dreißiger Jahre in Polen selber Mitglied einer jüdischen Widerstandsgruppe und nach einer Haftstrafe nach Brasilien geflohen war, auffällige Indizien im Verhalten seiner Tochter komplett falsch eingeschätzt hatte. Er hätte es wissen müssen und sie retten können. Sein Leben besteht danach aus einer doppelten Suche: Er will herausfinden, wer seine Tochter wirklich war, und, am wichtigsten: ob sie noch lebt.
Diese Suche provoziert Erinnerungen an seine eigene Jugend, wichtige Phasen seines Lebens, die er vorher immer verdrängt hatte. So verschränkt sich brasilianische überraschend mit europäischer Geschichte.

 

Pressestimmen

Nominiert für die Shortlist des Internationalen Literaturpreises 2014 Jurykommentar
»Bernardo Kucinski hat einen ergreifenden Roman über den Schmerz geschrieben, die Verwandlung eines Vaters, der mit dem Verlust der Tochter nicht fertig wird. Die Tochter wird Anfang der 1970er Jahre von Schergen der brasilianischen Militärdiktatur entführt. Der Vater versucht vergeblich, sie zu finden. Über Jahre verändert ihn die Suche, lässt als einziges Lebensthema den Verlustschmerz zu. Sabina Brandt hat diesen eindringlichen Roman in ein nicht weniger eindringliches Deutsch übertragen.«

3sat Kulturzeit Teresa Corceiro
»… er hat einen erschütternden Roman geschrieben … von Wirklichkeit durchdrungene Fiktion. Die Stärke des Romans ist die Vielstimmigkeit, der Wechsel der Perspektiven. Das Grauen kann man nur erahnen.«

SWR2 Buchkritik Peter B. Schumann
»… eines der wenigen literarischen Zeugnisse publiziert und dabei eine der zynischsten Spezialitäten latein-amerikanischer Dikataturen dargestellt: das Verschwindenlassen unliebsamer Personen.«

Deutschlandradio Kultur Johannes Kaiser
»… weit mehr als nur der Versuch, das eigene Familiendrama zu bewältigen. Wir sehen die Geschehnisse nicht nur aus der Perspektive des suchenden Vaters. In kurzen Episoden kommen auch andere Beteiligte zu Wort. […] So wird sein Roman zu einem vielstimmiger Chor von Zeitzeugen jener dunklen Jahre brutaler Repression und allgemeiner Angst, aber auch furchtlosen gewaltlosen Widerstands von Seiten der Angehörigen der Verschwundenen. Ein halbfiktives, beklemmendes Zeitdokument, das die Opfer aus dem Vergessen reißt, eine Geschichte, wie sie überall und jederzeit in allen Diktaturen vorkommen kann, ein Roman, der verstört und unter die Haut geht.«
13.2.2014
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rbb quergelesen Renee Zucker
»Kucinskis Tatsachenroman macht wütend und verzweifelt und manchmal möchte man zu lesen aufhören, weil wir ja das Ende kennen. Es ist kein glückliches. Und es gibt noch nicht mal ein kleines Glück im Unglück – nur ein unzumutbares Schicksal. Vielleicht hat man gegenüber solchen Büchern die Pflicht zur Lektüre. Eine verdammte Pflicht.«

students magazin.ch Claudia Maag
»… aufwühlend, faszinierend, verstörend, spannend wie ein guter Krimi, herzzerreissend […]«
14.4.2014

Neue Zürcher Zeitung Kerstin Knipp
»Mit feinem Strich zeichnet Bernardo Kucinski – der die ersten Jahre der Diktatur im britischen Exil verbrachte, nach dem politisch motivierten Mord an seiner Schwester Ana Rosa 1974 aber nach Brasilien zurückkehrte – die Atmosphäre der Angst, die in jenen Jahren herrschte.«
28.12.2013
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Jüdische Allgemeine Thomas Völkner
»Der Autor Bernardo Kucinski begibt sich in doppelter Hinsicht auf Spurensuche: In K. oder die verschwundene Tochter versucht ein Brasilianer polnisch-jüdischer Herkunft, seine unter der Militärdiktatur (1964–1985) verschwundene Tochter zu finden. In dem atmosphärisch ungemein dichten Roman, dem wahre Geschehnisse zugrunde liegen, hält der 1937 geborene Schriftsteller der jüdischen Gemeinde und der brasilianischen Gesellschaft einen Spiegel vor.«
7.10.2013
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Blickpunkt Lateinamerika Eva Karnofsky
»›K. oder Die verschwundene Tochter‹ ist nicht nur ein lesenswerter und erschütternder Roman, sondern auch ein literarischer Beitrag zur Aufarbeitung eines dunklen Kapitels brasilianischer Geschichte.«

rbb Kulturradio Salli Sallmann
»Das erzähltechnisch Überraschende an diesem Roman liegt in der Vielfalt der Wahrnehmungs- und Berichtsebenen. Neben der Perspektive des K. gibt es nämlich noch andere Sprecher, etwa die geduckten Arbeitskolleginnen der Tochter, den linksradikalen Ehemann der Tochter, die Polizeispitzel. Alle erzählen sie ihre Variante der Geschichte, selbst die Geliebte des folternden Polizeioffiziers, der für eine Reihe von Morden an Oppositionellen verantwortlich ist. Dieser Reigen von Erzählstimmen ergibt ein fast authentisch wirkende und dennoch literarisch verfremdete Geschichte. Selbst wenn es stimmt, dass man gegenüber Botschaften in Romanen skeptisch sein sollte, dieses Buch hat eine überzeugende: Man soll weiterleben, für die, die am Leben sind, und ihnen Geschichten wie diese zur Kenntnis geben. Bernardo Kucinski ist ein berührender und mahnender Roman gelungen.

Hamburger Lokalradio, schwarz auf weiß Thomas Völkner
»Jede Perspektive zeigt eine neue Facette des verbrecherischen Systems – und liefert somit neues Wissen und neue Anknüpfungspunkte für die genaue, zielgerichtete Auseinandersetzung. Bernardo Kucinski hat ein bemerkenswertes Buch vorgelegt.

kaliber 38. Leichenberg Thomas Wörtche
»Kuzinskis Roman präpariert wütend die totalitären Analogien heraus, die Europa und Südamerika verbinden – den miesen Zusammenhang von Macht, Misogynie, Folter und Unterdrückung. Eine Art sehr schwarzer Polit-Thriller.«
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Portal amerika21 Lutz Taufer
»Einen ebenso authentischen wie erschütternden Eindruck über die Verfolgung in der Militärdiktatur liefert der vor ein paar Tagen auf deutsch erschienene Roman des brasilianischen Autors Bernardo Kucinski. Den Hintergrundbericht zur Dikatatur in Brasilien lesen.«
5.9.2013
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