Lomé – Der Aufstand

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18,00 

Nix, Christoph

Erstausgabe
160 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

»Großartig, wie Nix mit karger Prosa die Spannung Seite um Seite anzieht, dabei Wissenswertes zu Land, Leuten und Politik einflicht und auf sämtliche Klischees verzichtet.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Nach »Muzungu« sein zweiter Roman über Afrika bei Transit.

Artikelnummer: 978-3-88747-376-1

Categories: Belletristik, Krimi, Roman

Beschreibung

Ein genauer, aufschreckender Blick auf Facetten und Strukturen afrikanischer Macht- und europäischer Außenpolitik und deren Kumpanei mit knallharten wirtschaftlichen Interessen.

Lomé, Hauptstadt von Togo. Der deutsche Schauspieler Hans Keuthen wird bestialisch ermordet. Michael Menz, der viele Theaterprojekte mit ihm in Togo initiiert hat, fliegt in das afrikanische Land, um herauszufinden, wer hinter der Tat steckt. Der Verdacht, der Schauspieler sei von radikalhomophoben Militärs umgebracht worden, stellt sich als falsch heraus. Während seiner gefährlichen Recherchen gerät Menz immer tiefer in die Struktur des diktatorischen togoischen Regimes, aber auch an Netzwerke französischer Industrieller und deutscher Stiftungen, die auf Franz-Josef Strauß zurückgehen. Schließlich stößt er auf eine alte, aber unvergessene Geschichte, die mit dem Besuch des damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke im Jahr 1966 zusammenhängt – Lübke weigerte sich, dem damaligen Präsidenten, von dem man wusste, dass er seinen demokratisch gewählten Vorgänger umbringen ließ, die Hand zu geben.
Die Umstände, wie Menz es schafft, mithilfe Oppositioneller, die in Togo einen Aufstand planen, die Verantwortlichen für den Mord ausfindig zu machen, werfen ein erschreckendes Bild auf bestimmte Facetten und Strukturen aktueller afrikanischer Macht- und europäischer Außenpolitik und deren Kumpanei mit knallharten wirtschaftlichen Interessen. Und bieten gleichzeitig einen Eindruck von einem freien und hoffungsvollen afrikanischen Leben.

Leseprobe:
Charles-Henri Dellore achtete nicht auf die schwarzen Arbeiter. Ihm gegenüber saß Alfred Lugner, der für den Ausbau des Hafens zuständige Ingenieur einer großen deutschen Firma. Charles-Henri hatte tiefe Falten im Gesicht. Dennoch sah er noch immer aus wie ein großer Junge, nur mit grauem Haar. Ein freundliches Gesicht, das über die Skrupellosigkeit, mit der er in Afrika Geschäfte machte, hinweg täuschte.

»Wir haben es geschafft, Alfred«, sagte Dellore, auch er war multilingual und Deutsch war die Sprache seiner Großmutter gewesen. »Der Hafen von Lomé ist der größte Containerhafen von West- und Zentralafrika, Schiffe mit einer Tiefe von 15,5 Metern fahren ein und transportieren Container mit einer Stellplatzkapazität von fünfzehntausend TEU. Und das Tollste ist, nichts und niemand kann ihn uns streitig machen.«
»Doch«, antwortete Lugner knapp, »eine Revolution, das müsstest du als Franzose doch wissen.«

 

Pressestimmen

Luxemburger Tageblatt Thomas Koppenhagen
Was anfänglich bei der Beschreibung des Personenkreises als kuriose Mixtur aus bedingungslosem Machtstreben und mittelalterlichem Aberglaube erscheint, bekommt erst über die Schilderung jener oppositionellen Künstler, Bauern, Taxifahrer etc., die Michael Menz während seiner Ermittlungen kennenlernt, eine Kontur, welche aus dem Roman etwas Besonderes macht: Hierbei geht es um die Diskrepanz zwischen Modernität und primitiver oder vormoderner Denkweisen, wobei diese Kluft zum Teil durch einzelne Personen geht, was die daraus resultierenden Handlungsweisen und Ereignisse umso fataler erscheinen lassen. Ein weiterer Faktor, den der Autor sehr genau ins Auge fasst, ist die Habgier. Wobei Deutschland und Frankreich als ehemalige Kolonialherren und Schutzmächte, wenn nicht als Ganzes ins Blickfeld rücken, so doch in Gestalt einzelner, zwielichtiger Charaktere, die in trauter Eintracht mit der korrupten Oberschicht ihre hässlichen Geschäfte abwickeln. Das alles liefert Christoph Nix seiner Leserschaft in einer knappen Prosa, der es dennoch an nichts fehlt.
25.9.21

seemoz F. Spanner
… kann als Lektüre für den Urlaub nur wärmstens empfohlen werden … Nix kombiniert geschickt eine spannende Kriminalgeschichte mit seinen eigenen Erlebnissen und bringt die Fäden seiner vielschichtigen Erzählung in überraschender, sinniger Weise zusammen. ›Lomé‹ gibt zu denken, und zwar nicht nur, weil die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt. Man will auch mehr wissen – über das Land, dessen Geschichte und den Postkolonialismus, der Togo bis heute prägt. Wenn uns der Autor eines klar machen möchte, dann dass unsere Konsumentscheidungen, unsere Wahlentscheidungen und nicht zuletzt unsere Haltung gegenüber Afrika an diesem Kontinent nicht spurlos vorübergehen. Dies ist ihm gelungen.«
3.7.2020
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Bayerischer Rundfunk Kultur Moritz Holfelder
… eine pointierte und atmosphärisch dichte Kriminalerzählung. Die sich spannend entwickelnde Krimihandlung erzählt viel über die Gegenwart des Landes, über Kultur und Menschen, aber auch über Politik, Kolonialismus und Postkolonialismus, über verheerende Verstrickungen auf höchster Ebene. Christoph Nix beschreibt das kundig und die Augen öffnend – Deutschland trägt sehr viel mehr Verantwortung für das Schicksal von Menschen in afrikanischen Ländern, als die meisten glauben.
20.4.2020

Frankfurter Rundschau Sylvia Staude
Der Roman erzählt knapp, mit schnellen Sätzen von Togo, der dort herrschenden Familie und der Komplizenschaft deutscher Politiker und Institutionen. Noch immer haben die ehemaligen französischen Kolonialisten ihre Finger im Spiel, noch immer geht es ihnen ums Geschäftemachen. Nix nimmt kein Blatt vor den Mund, erzählt auch davon, wie sich Widerstand formiert.. Viel Hoffnung, dass Studenten- oder andere Proteste schnell zum Erfolg führen werden, macht uns der Autor allerdings nicht.
23.3.2020
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Südkurier Johannes Bruggaier
Jetzt legt Nix wieder ein Buch vor, das uns mit den kulturellen und politischen Besonderheiten eines von ihm mehrfach besuchten Staates vertraut macht … Dabei scheut sich der Autor ansonsten nicht, Ross und Reiter mit Klarnamen zu benennen, etwa wenn es darum geht, die Verstrickungen des einstigen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß sowie der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in die Machenschaften der togoischen Regierung zu thematisieren … Was auf den ersten Blick nach einem Übermaß an historischen Verweisen, kulturellen Hintergründen und wilden Spekulationen aussieht, wird durchaus geschickt zu einem lehrreichen Porträt der Region verknüpft. Wie schon in »Muzungu« wirkt Nix’ Stil betont sachlich, mitunter etwas spröde. Das muss nicht von Nachteil sein: Der Kitsch-Falle jedenfalls entgeht dieses Buch souverän.
11. März 2020
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