Beschreibung
Ein genauer, aufschreckender Blick auf Facetten und Strukturen afrikanischer Macht- und europäischer Außenpolitik und deren Kumpanei mit knallharten wirtschaftlichen Interessen.
Lomé, Hauptstadt von Togo. Der deutsche Schauspieler Hans Keuthen wird bestialisch ermordet. Michael Menz, der viele Theaterprojekte mit ihm in Togo initiiert hat, fliegt in das afrikanische Land, um herauszufinden, wer hinter der Tat steckt. Der Verdacht, der Schauspieler sei von radikalhomophoben Militärs umgebracht worden, stellt sich als falsch heraus. Während seiner gefährlichen Recherchen gerät Menz immer tiefer in die Struktur des diktatorischen togoischen Regimes, aber auch an Netzwerke französischer Industrieller und deutscher Stiftungen, die auf Franz-Josef Strauß zurückgehen. Schließlich stößt er auf eine alte, aber unvergessene Geschichte, die mit dem Besuch des damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke im Jahr 1966 zusammenhängt – Lübke weigerte sich, dem damaligen Präsidenten, von dem man wusste, dass er seinen demokratisch gewählten Vorgänger umbringen ließ, die Hand zu geben.
Die Umstände, wie Menz es schafft, mithilfe Oppositioneller, die in Togo einen Aufstand planen, die Verantwortlichen für den Mord ausfindig zu machen, werfen ein erschreckendes Bild auf bestimmte Facetten und Strukturen aktueller afrikanischer Macht- und europäischer Außenpolitik und deren Kumpanei mit knallharten wirtschaftlichen Interessen. Und bieten gleichzeitig einen Eindruck von einem freien und hoffungsvollen afrikanischen Leben.
Leseprobe:
Charles-Henri Dellore achtete nicht auf die schwarzen Arbeiter. Ihm gegenüber saß Alfred Lugner, der für den Ausbau des Hafens zuständige Ingenieur einer großen deutschen Firma. Charles-Henri hatte tiefe Falten im Gesicht. Dennoch sah er noch immer aus wie ein großer Junge, nur mit grauem Haar. Ein freundliches Gesicht, das über die Skrupellosigkeit, mit der er in Afrika Geschäfte machte, hinweg täuschte.
»Wir haben es geschafft, Alfred«, sagte Dellore, auch er war multilingual und Deutsch war die Sprache seiner Großmutter gewesen. »Der Hafen von Lomé ist der größte Containerhafen von West- und Zentralafrika, Schiffe mit einer Tiefe von 15,5 Metern fahren ein und transportieren Container mit einer Stellplatzkapazität von fünfzehntausend TEU. Und das Tollste ist, nichts und niemand kann ihn uns streitig machen.«
»Doch«, antwortete Lugner knapp, »eine Revolution, das müsstest du als Franzose doch wissen.«