Beschreibung
Ein heiteres, freches Buch zur Europameisterschaft 2024 und für alle, die sich lieber mit der herzerwärmenden, verwegenen Frühzeit des Fussballs als mit den aktuellen Spielen beschäftigen, die eher Casting-Shows von Millionären gleichen.
Eine Geschichte voller Kuriositäten: der 16:0 Kantersieg der deutschen gegen die russische Fußballnationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm. Erzählt wird aus der Perspektive des Nationaltorwarts Adolf »Adsch« Werner, einem nicht ganz schwindelfreien Schornsteinfeger, der zu einer Gruppe von sehr jungen Kickern gehörte, die dann mit Holstein Kiel Deutscher Meister wurden. Er wohnt zur Untermiete, Training gibt’s nach einem langen Arbeitstag, politisch verbunden ist er mit den oppositionellen Kieler Werftarbeitern. Auch der Fußball hat damals noch etwas Verwegenes, Unangepasstes – und in Momenten wie 1912 in Stockholm auch etwas Heroisches.
Um dieses Spiel rankten sich sofort viele Gerüchte: die russische Mannschaft sei am Abend vorher flaschenweise mit Wodka abgefüllt worden, die Deutschen hätten ihnen Drogen ins Essen gemischt usw. Fakt war und ein Zeichen damaliger sportlicher Fairness, dass die deutsche Mannschaft nach dem 16. Treffer das Toreschießen einstellte, weil der russische Torwart Lew Iwanowitsch Faworski heulend zwischen den Pfosten hockte.
Leseprobe:
Der Freiburger Josef Glaser, genannt Professor, erhob sich und bemängelte die Hungerleider-Verpflegung und katastrophale Unterbringung vergangene Nacht in Hängematten ohne Kopfkissen, unmittelbarer Nähe zu den Schiffsmotoren und dem Schnarchen hunderter Matrosen. Die Herren vom Fußballbund und den Landesverbänden dagegen, so höre man, hätten sich nach einem üppigen Abendmahl in der Offiziersmesse zur wohlverdienten Ruhe in ihre Einzelkabinen begeben. Sein Vorschlag: bestens genährt und ausgeruht könnten die Herren dann doch auch das anstehende Länderspiel bestreiten. Dazu viel Erfolg!
Glaser erhielt minutenlangen Beifall und Lachen wie ein Unterhaltungskünstler ersten Ranges, die trostlose Kantine war zum Kabarett geworden.
Pressestimmen
Bücherwelten – Das Büchermagazin für Oldenburg und umzu Ute Pukropski von der Buchhandlung Libretto
Das Buch hat nicht mal 100 Seiten – und ich war sehr angetan, denn scheinbar geht es um dieses Fußballspiel, aber darum geht es tatsächlich erst im 14. Kapitel. In den 13 vorher entwickelt Dietmar Sous ein Panorama dieser Zeit. Das Fußballspiel ist 1912. Man erfährt wie nebenbei etwas über die Entwicklung des Fußballs, und man bekommt einen Einblick in die damaligen sozialen Verhältnisse, man erfährt von jüdischen Fußballspielern, die lange, bis in die späten 50er Jahre, totgeschwiegen wurden. Dietmar Sous legt Fährten, man erfährt viel über die Kaiserzeit, über Kolonialismus, über Antisemitismus. Er kann wunderbar kleine Szenen erfinden, in denen sich diese Zeit widerspiegelt. Man ist nach dem Lesen erstaunt, was man weiß und welche Bilder man im Kopf hat. Und er schreibt mit einem wunderbaren Humor.
2.9.24
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Deutschlandradio Kultur Helmut Böttiger
Dies ist eine erfindungsreiche, skurrile kurze Erzählung. Es ist ein kleines Kunststück, wie Sous Politisches und Sportliches verbindet, die komischen Aspekte des Wilhelminismus hervorhebt, lustige Einzelszenen erfindet und dabei, ohne jemals thesenhaft oder moralisch zu werden, untergründig auch kritische Aufklärung betreibt. Sous ist ein Kabinettstückchen gelungen, ein Slapstick: Er legt viele unbekannte historische Spuren frei und agiert dabei filmisch wie Charlie Chaplin.
23.7.24
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Hamburger Abendblatt Pascal Matheus von der Buchhandlung Wassermann in Hamburg
Pascal Mathéus von der Buchhandlung Wassermann empfiehlt die Erzählung als Lesetipp für den Sommer 2024.
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Rollingstone Frank Schäfer
Dietmar Sous hat sich als Pop-affiner Chronist plebejischer Lebenswelten Kultstatus erschienen. Seine lakonisch-komische, aber nie unter Pointendruck stehende Erzählprosa ist in der deutschen Literatur absolut einzigartig, noch dazu macht er Menschen zu Protagonisten, die in ihr viel zu selten eine Rolle spielen. Es ist erstaunlich, was der Autor in dieser Erzählung alles zur Sprache bringt, allein durch die Auswahl der Sets. Scheinbar mühelos entwirft Sous ein plastisches Zeitpanorama und nicht zuletzt ein herzerwärmendes Porträt seines Helden.
Nur Print, Juni/2024
Deutschlandradio Kultur Lesart Pascal Matheus von der Buchhandlung Wassermann in Hamburg
Ein unterhaltsamer Blick in die Kaiserzeit, in den Alltag damaliger Fußballer, der nichts mit der heutigen Glitzerwelt zu tun hat, von Dietmar Sous wunderbar eingefangen, ironisch, kunstvoll, ganz toll.
Deutschlandradio Kultur Lesart, 26.6.2024
Draussenseiter Amir Shaheen
In seiner prägnant-lakonischen Sprache wirft Dietmar Sous einen warmherzigen wie erhellenden Blick auf die Anfänge des Fußballs im Kaiserreich, das den Sport zumeist noch als »englische Krankheit« oder »Fußlümmelei« abtat. Zugleich schildert er die Kicker von damals mit viel Sympathie. Den liebevoll gestalteten Band ergänzen historische Fotografien rund um das spektakuläre Ereignis.
Nur Print Heft Juli/2024
Neues Deutschland (ND) Frank Schäfer
Frank Schäfer interviewt Dietmar Sous im Neuen Deutschland (ND) zu seiner Erzählung »16:0«. Er freut sich, dass es obwohl Dietmar Sous kein weiteres Buch schreiben wollte, nun doch wieder etwas Neues von ihm gibt. Begeistert ist er darüber, dass Sous dieses sonst von der Presse links liegen gelassene Ereignis ausgebuddelt hat und die Stimmung im Vorkriegsdeutschland so gut eingefangen hat. Schäfer ist besonders angetan von Sous’ Diktion: »Sie brauchen wenig Platz, um ihre Figuren plastisch zu profilieren, und trotzdem liest sich das ungemein flüssig und nicht übermäßig komprimiert. Wie macht man das?« Antwort Sous: »Hinsetzen, Handy weg, Radio aus, sämtliche Ausschweifungen auf den nächsten Monat verschieben, am Ball bleiben.«
Neues Deutschland, 2.5.2024
literaturkritik.de Werner Jung
Ein großartiges Lesevergnügen! Nicht nur für Fußballfans. Sous widmet sich in seinem neuen Text mit Bravour dem historischen Genre, einer historischen Erzählung, ohne dabei auf die gewohnten Zutaten zu verzichten, den Fußball eben und einen lakonischen Tonfall. Sous gelingt es darüber hinaus, die historische Atmosphäre und das lokale Ambiente ebenso bildhaft wie präzise einzufangen (den proletarischen Hintergrund der meisten Spieler, die bedrohliche Situation vor Beginn des ersten Weltkrieges, die Zerstrittenheit in der Sozialdemokratischen Partei).
literaturkritik.de, 18.4.2024
Aachener Zeitung Christian Rein
Mit wenigen Strichen gelingt es Dietmar Sous, ein kräftiges Bild der deutschen Gesellschaft in der ausgehenden Kaiserzeit zu zeichnen, in der dieser „Adsch“ Werner keine Heldenfigur ist, sondern einer, der mit sich hadert und auf der Suche ist. Eine typische Sous-Figur, die im bekannten melancholisch-humorvollen Sous-Sound sofort zum Sympathieträger wird.
Wenn dieses Buch einen Mangel hat, dann den, dass man gerne mehr gelesen hätte. Aber vielleicht wird der nächste Sous ja wieder ein Roman. Schön wär’s!
Aachener Zeitung E-Paper, 11.4.2024
11 Freunde Andreas Bock
Eine schön geschriebene Novelle, die nicht nur von einer prämoderne Fußballzeit erzählt, sondern auch von einem Land am Vorabend des Ersten Weltkriegs.
Heft 269, März/April 2024